Britta Hinkel versinkt nur ungern in Grübeleien

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Wie kommst du eigentlich mit absoluter Stille klar?”

„Du meinst, wenn um mich herum kaum noch Geräusche auszumachen sind? Also keine Autos fahren, kein Mensch redet, nichts klappert, scheppert oder schallt, keine Musik säuselt oder klimpert, nur so ein bisschen Baumwipfelrauschen, eventuell Flussplätschern oder der eine oder andere Vogelschrei?”, sag ich.

„Nein, ich meine totale Lautlosigkeit. Gar kein Geräusch, nix, absolute Stille eben”, sagt Pia.

„Gibt es das überhaupt?”, sag ich.

„Sicher. Und ich hab ein Riesenproblem damit!”, sagt Pia.

„Also so richtig ruhig mag ich es auch nicht. Obwohl ich mich gern mal an einer unschönen und vor allem lauten Geräuschkulisse reibe und mich beim Dauerpiepen von rückwärts fahrenden Lkw, ein-Ton-plärrenden Plagen oder dröhnenden Techno-Bässen geradezu unbändig nach Ruhe sehne. Aber so ein bisschen Hintergrundrauschen brauche ich eigentlich immer. Und wenn es die Kirchenglocken oder die Nachrichten-Dauerschleife im Radio sind, die mich vom Grübeln abhalten”, sag ich.

„Aber warum halten wir absolute Stille denn bloß so schlecht aus?”, sagt Pia.

„Vielleicht, weil wir dann auf uns selbst zurückgeworfen sind. Und auf all das, was wir so gern verdrängen. Plötzlich scheint alles buchstäblich still zu stehen, und wir hören unsere innere Stimme, unsere Dämonen...”, sag ich.

„Klingt leicht gruselig!”, sagt Pia.

„Kommt ganz darauf an. Sie kann uns quälen und malträtieren mit unbewältigten Problemen und Sorgen. Aber meine hat mir neulich geflüstert, ich sollte doch mal ein paar alte Vinylscheiben hervorholen und den angestaubten Plattenspieler mal wieder anschmeißen. Und das war eine Super-Idee!”, sag ich.