Elmar Otto über einen sehr mitteilsamen Behördenchef

Kurz vor Beginn der fünften Jahreszeit, hat sich Frank Roßner (SPD) vielleicht gedacht, lasse ich mal Fünfe gerade sein. Und schwupps, in selten überschwänglicher Eloquenz, hat der Präsident des Landesverwaltungsamtes zum Interview mit dieser Zeitung einen alten Sprecherzettel des Präsidenten des Gemeinde- und Städtebundes Michael Brychcy (CDU) entdeckt. Irgendwo zwischen Luftschlangen und Konfetti. Möglicherweise.

So wäre zumindest zu erklären, dass Roßner sich Migrationsministerin Doreen Denstädt vorknöpfte und in etwa die Worte Brychcys wählte. Gemeinhin haben beide Präsidenten wenig gemein. Aber bei ihrer Kritik an der bündnisgrünen Ressortchefin sind sie sich einig: Die seinerzeit für das Flüchtlingsmanagement Verantwortliche, so die Darstellung der Präsidenten, hat wenig bis keinen Wert darauf gelegt, den Kontakt zu Spitzenverband oder Behörde zu halten. Und das inmitten der sich verschärfenden Flüchtlingssituation.

Brychcy hatte bereits Ende Oktober Denstädt unmissverständlich die Eignung für ihren Job abgesprochen. „Es wäre für dieses Land besser, wenn diese Frau nicht mehr Ministerin ist“, so Brychcy. Mit dem Migrationsministerium gebe es „keine Kommunikation“.

Was Roßner nun am Dienstag zum Besten gab, klang sehr ähnlich und hätte gut zum polemischen Haudrauf mit Helau und Alaaf einer Büttenrede gepasst. „Die Ministerin war über Tage nicht erreichbar. Ich habe das dann mit dem Innenminister und dem Ministerpräsidenten besprochen“, wütete der Amtschef. Der Kontakt zur ministerialen Chefebene sei nicht so gewesen, „wie wir das vom Migrationsminister a.D. Dirk Adams und auch seinen Vorgängern kannten“.

Die allgemeine Unzufriedenheit über Denstädts Amtsführung ist dabei nicht wirklich neu. Seit Längerem schon klagen (Ober-)Bürgermeister und Landräte über mangelhafte Unterstützung und die Landtagsopposition arbeitet sich auch mit Vorliebe an den Schwächen der Ministerin ab. Aber dass der Boss von Thüringens größter Behörde so schonungslos offen seinem Frust freien Lauf lässt, und das ohne jegliche Selbstreflexion eigener Fehler, gab dem Ganzen eine neue Qualität. „Zumindest ein Jeck ist schon los. Dabei hat Karneval noch gar nicht richtig begonnen“, frotzelte ein rot-rot-grüner Koalitionär.

Innerhalb des Bündnisses war wegen Roßner ordentlich Feuer unterm Dach. Dort soll man in diesem Jahr besonders den Aschermittwoch herbeisehnen. Denn an diesem Tag ist bekanntlich alles vorbei.