Britta Hinkel findet die alte Regel „Dienst ist Dienst - und Schnaps ist Schnaps“ völlig okay

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Glaubst du, man muss sich mögen, um gut miteinander arbeiten zu können?”

„Gute Frage! – Nein!”, sag ich.

„Du denkst, zwei, die sich nicht ausstehen können, könnten trotzdem gute Kollegen sein?”, sagt Pia.

„Ja, würde ich sagen”, sag ich.

„Aber wie soll das funktionieren? Man kann sein Gegenüber nicht ab, muss aber mit ihm oder ihr konstruktiv und eventuell sogar kreativ interagieren?”, sagt Pia.

„Genau. Dafür ist ja Sympathie keine Voraussetzung!”, sag ich.

„Sondern?”, sagt Pia.

„Na dass man sachlich die Arbeitsaufgabe sezieren und analysieren kann, sich auf ein Ziel einigt und weiß, wie man an dieses Ziel kommt”, sag ich.

„Sehr theoretisch!”, sagt Pia.

„Mmmh, stimmt. Also, man muss sich ja keine Liebeserklärung machen, der andere kann ja blöde Marotten, merkwürdige Ansichten und einen doofen Klamotten-Geschmack haben, auf Musik und Filme stehen, die ich mir selbst nie antun würde, über Witze lachen, die mich nicht anheben, und trotzdem können wir rein beruflich total harmonieren. Je mehr ich darüber nachdenke, umso überzeugter bin ich, dass das geht!”, sag ich.

„Aber würde es nicht sehr viel mehr Spaß machen, wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, den man gut leiden kann?”, sagt Pia.

„Ich finde ja bei Kollegen sind Respekt, Akzeptanz, Anstand wichtiger. Wenn das alles matcht, reicht es doch. Und wenn man dann den einen oder anderen Kollegen oder die ein oder andere Kollegin auch noch mag, ist das ein wunderbarer Zusatzeffekt, aber kein zwingend notwendiger“, sag ich.

„Für dich vielleicht nicht“, sagt Pia.

„Definitiv nicht. Aber wir beiden sind ja schließlich keine Kolleginnen, sondern beste Freundinnen“, sag ich.