Elena Rauch freut sich über einen Systemfehler

Was tun Sie eigentlich, wenn es unerwartet an der Tür klingelt? Sollten Sie sich still hinter der Tür verschanzen, nur um drohender sozialer Interaktion zu entgehen (Energieberater, Paketboten oder Nachbarn, die ein Paket abholen), sind Sie statistisch gesehen wahrscheinlich ein Mann. Das ließ uns unlängst eine Umfrage wissen.

Ich persönlich kann das nicht bestätigen, in unserem Hausflur sieht es an manchen Tagen aus wie in einer Filiale der Deutschen Post. Aber die Begründung, warum viele Männer die Tür nicht öffnen, erscheint mir absolut glaubhaft.

In unserer kleinen WG ist es nicht die Tür, sondern das Telefon. Anrufe von unbekannten Nummern werden von meinem Mitbewohner beharrlich ignoriert. Ich könnte das schon allein deshalb nicht aushalten, weil ich befürchte, es könnte irgendetwas passiert sein. In der Regel ist es nichts, aber das kann man nur herausfinden, wenn man dran geht. Wenn es wichtig ist, kann er eine Nachricht hinterlassen, sagt er.

Schon klar. Wenn so ein in sich ruhender, mit wichtigen Gedanken beschäftigter Mann ohne Vorwarnung zum Reden gezwungen wird, kann sein sensibler Gesamtkomplex ernsthaften Schaden nehmen. Außerdem entscheidet ein Mann selbstbestimmt, wann er sein Schweigen bricht. Das kann eine von Natur aus zur Schwatzhaftigkeit neigende Frau nicht verstehen.

Aber jetzt schlägt das System zurück. Seit einiger Zeit macht sein Handy, was es niemals tun sollte: Es ruft ungefragt gespeicherte Nummern an. Warum es das tut, ist schleierhaft. Dann bleibt ihm keine Wahl, er muss reden, sich erklären, entschuldigen, auf die Technik verweisen, alles sowas. Er muss reden, schließlich ist er es, der angerufen hat. Es gibt noch keine Langzeitstudien, aber der therapeutische Ansatz erscheint mir vielversprechend. Wer oder was auch immer Schuld hat: Danke!