Erfurt. Ingo Glase über ein neues, interessantes wie heiteres Lexikon über die Bratwurst

In Thüringen geht‘s immer um die Wurst. Mal im übertragenen, meist aber im wortwörtlichen Sinne. Die Bratwurst gehört zur Thüringer Identität wie die Wartburg, Goethe und Schiller und der Rennsteig. Deswegen war ich neugierig, welche Rolle sie im Kompendium „Die Bratwurst“ spielt. Auf 200 Seiten geht es in allen Facetten um die deutsche Lieblingswurst, die auch außerhalb Thüringens ihre Varianten hat, etwa als Nürnberger Rostbratwurst oder Oberpfälzer Bauernseufzer. Es geht um Geschichte und Herkunft, um Anekdoten und Skurrilitäten, um Regionalität und Zutaten – und um viele Rezepte, denn die Bratwurst ist viel mehr als ein beliebter Imbiss: Mit wenig Aufwand und passenden Beilagen jenseits von Sauerkraut und Kartoffelpüree wird sie schnell zum Hauptgericht.

Thüringer Bezüge ziehen sich tatsächlich wie ein roter Faden durch das kulinarische Lexikon. Sei es der erste Nachweis von 1404 aus dem Arnstädter Jungfrauenkloster, das Inhaltsgebot aus Weimar von 1433, das kollektive Angrillen auf dem Erfurter Domplatz, wie am vergangenen Wochenende oder das Bratwurstmuseum in Mühlhausen.

Auch bei den Rezepten ist die Thüringer Bratwurst dabei, diesmal mit zweierlei Kürbis: dafür einen kleinen Hokkaidokürbis entkernen und in Spalten schneiden, mit Öl beträufeln, mit Salz und Piment d`Espelette (oder edelsüßem Paprika) würzen und im Ofen backen, bis die Spalten weich sind.

Derweil einen Butternuss-Kürbis entkernen, in kleine Stücke schneiden und mit Zwiebelstreifen in einem Sud aus Essig, Salz, Zucker und typischen Gewürzen (Sternanis, Zimtstange, Vanilleschote und Senfkörner) bissfest kochen.

Alles nett arrangieren und freundlich servieren, denn in Thüringen geht es immer um die Wurst. Auch beim Essen.

„Die Bratwurst“. 200 Seiten aus dem ars-vivendi-Verlag für 28 Euro.