Herr Bärsch erklärt, wie wichtig es ist, seine Freizeit sinnvoll zu verbringen, und warum entgegen einem leider weit verbreiteten Irrglauben Sport keine Lösung ist.

Es gibt viele fiese Vorurteile gegen die heutige Jugend, und alle sind wahr. Jugendliche sagen weder Bitte noch Danke, sie legen in Bus und Bahn lieber ihre die Füße samt Schuhen auf den gegenüberliegenden Sitz, als ihn für Bedürftige freizumachen. Sie halten einem nie die Tür auf und grüßen nicht im Treppenhaus.

Als ob das nicht schon genug des Schlechten wäre, hat das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) nun ein neues Kapitel im Jugendbuch des Grauens aufgeschlagen und uns in dieser Woche eine Studie zugespielt, deren Ergebnis erschreckender nicht sein kann: Über die Hälfte der 12- bis 16-Jährigen aus eher wenig gebildeten Elternhäusern treiben keinen Sport.

Was aber machen diese Jungen und Mädchen in ihrer Freizeit?

Sehr wahrscheinlich ist, dass sie zocken und daddeln. Damit liegen sie im Trend, denn 98 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland spielen Computer- und Videospiele, wie der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) ermittelte. Aber auch die Erwachsenen stehen dieser Beschäftigung aufgeschlossen gegenüber. Jeder Vierte hält Bitkom zufolge Computerspiele sogar für einen sinnvollen Zeitvertreib und stellt sie auf eine Stufe mit Sport und anderen Hobbys.

Mit anderen Worten: Wer keinen Sport treibt, kann so dumm nicht sein. Im Gegenteil: Wer am Computer oder auf dem Handy spielt, geht damit oft an die Grenze seiner physischen und psychischen Leistungfähigkeit und manchmal auch darüber hinaus.

Es stimmt durchaus zuversichtlich, dass – zieht man den Umkehrschluss aus der Bitkom-Studie – gerade mal zwei Prozent der Kinder- und Jugendlichen diese Herausforderung scheuen. Möglicherweise verkriechen sich diese Wenigen noch immer hinter Büchern und Hausaufgaben, oder sie sind zu betrunken, um die teils sehr komplexen Spielszenarien zu durchschauen. Vielleicht gibt es aber auch im Umkreis ihrer Wohnung keine systemgastronomische Einrichtung, in der sie sich die Überlebensration Burger, Pommes und Cola besorgen können, die stundenlanges Zocken überhaupt erst möglich macht.

Kluge Menschen wissen , dass Computerspiele große Ausdauer und höchste Konzentration erfordern. Jede Unachtsamkeit gefährdet den mühsam erworbenen High-score, und bei jedem Gang an die frische Luft kann man mehrere Leben verlieren.