Frank Quilitzsch über die Krise, die der Krise folgt.

Hallo, ich bin’s wieder, euer Miesepeter!

Tut mir leid, ich muss uns heute mal kräftig in die Suppe spucken. Falls wir nämlich glauben, dass wir, wenn Covid-19 einmal ausgestanden ist, wieder in unseren alten Trott verfallen können, sind wir auf dem Holzweg. Nach der Krise ist vor der Krise. Ich meine jetzt nicht die Milliarden Euro, die wir dann irgendwie zurückzahlen müssen, genauer gesagt: unsere Kinder. Ich meine das, was auf uns zukommt.

„Auch die Erde hat Fieber“, lese ich auf dem Asphalt in Erfurts Klein-Venedig. Ich nehme den Spruch mit auf unseren Ausflug in die Sächsische Schweiz, wie auch den Hinweis: „1,5 Meter – Die Klimakrise ist näher als du denkst.“

Danke, liebe Klima-Aktivisten, für die Erinnerung! Wir paddeln vergnügt im Elbsandsteingebirge die Elbe hinab. Ach, ist der Wald schön grün! Bei genauerem Hinschauen entdecke ich Reihen von abgestorbenen Bäumen. Ich sage nichts, ich bin ja ohnehin die Spaßbremse.

Am Abend ein kurzer Blick ins Fernsehprogramm. Der Wetterfrosch zeigt uns die rote Karte. Der Januar dunkelrot. Der Februar dunkelrot. März und April rot. Wir erlebten gerade den wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und 2018 hatten wir in Jena und Artern 37 Hitzetage, an denen das Thermometer die 30-Grad-Marke überschritt. Normal waren bis dahin drei bis sieben.

Höchste Zeit, die Verkehrswende einzuleiten, denke ich und höre „Abwrackprämie“. Sollte nicht schon seit Jahren der Verkehr verstärkt auf der Schiene rollen? 2019, so berichtet die „Tagesschau“, wurden 61 Kilometer Autobahn und 122 Kilometer Bundesstraße neu gebaut. An Schienen kamen ganze 6 Kilometer (sechs!) dazu, das entspricht in etwa der Entfernung von Ulla nach Weimar.

Ich weiß, Corona ist nicht die beste Zeit, um die Welt zu retten. Aber wann fangen wir damit an? Sobald der Konsum-Turbo wieder kreischt? Nach der nächsten Fernreise? Vorher schnell noch mit dem Kreuzfahrtschiff zum bald eisfreien Nordpol und einen neuen Diesel kaufen, solange der Sprit so billig ist … Carpe diem, sagen wir Alten. Mach uns die Zukunft nicht mies, rufen unsere Kinder. Ist doch geil, wenn’s wärmer wird.