Karsten Jauch über Offenbarungen im Fernsehen.

Mit einer kurzen Absage hat sich Evelyn Fischer am Wochenende als Moderatorin der Sendung „Titel, Thesen, Temperamente“ im Ersten verabschiedet. Mehr als 20 Jahre hatte die aus Weimar stammende Sängerin und Professorin das Magazin präsentiert. Im MDR hat sie daneben mit Dieter Bellmann die Sendung „Lieder zum Fest“ moderiert, für die die ehemalige Jagdhütte der SED-Bezirksleitung Erfurt bei Luisenthal als Kulisse diente.

Zur selben Zeit, als Evelyn Fischer die ARD eroberte, hat in Meiningen eine junge Mezzosopranistin die Welt erobert. Auch diese Episode war am Wochenende im Fernsehen zu erleben. In der Satiresendung „Willkommen Österreich“ berichtete Elina Garanca von ihrem ersten Engagement. 1999 war das. Nach 20 Stunden Busfahrt kam Elina Garanca aus Riga nach Meiningen, um ihre erste Rolle zu singen. Die Verständigung auf Englisch hat dort offenbar nicht geklappt. „In Südthüringen war es wohl auch nicht die kommune Sprache“, sagte sie in der ORF-Sendung. Zwischen Vormittagsprobe und Nachmittagsprobe habe sie dann in ihrer Wohnung gesessen und Fernsehen geschaut, um Deutsch zu lernen. In den üblichen nachmittäglichen Talkshows, vor allem bei „Arabella Kiesbauer“ hat Elina Garanca den umgangssprachlichen Wortschatz eingeübt. Als Beweise nannte sie „ungewollte Schwangerschaften“ und „du Trottel“.

Mit ihrem Gesang hat sie das Publikum im Meininger Staatstheater begeistert. Die Kritiker dieser Zeitung sagten ihr eine glänzende Karriere voraus. Abgesehen von den Englisch-Defiziten muss das Theater damals eine besondere Talentschmiede gewesen sein: Meiningen machte 1999 Kirill Petrenko zum jüngsten Generalmusikdirektor Deutschlands. Heute ist er Chef der Berliner Philharmoniker. Und im Schauspiel hatte sich da gerade Jörg Hartmann verabschiedet, der inzwischen in der ARD im „Tatort“ zu sehen ist.