Frank Quilitzsch schlägt vor, Weihnachten zu verschieben.

Seit Wochen tagt bei uns der Familienrat. Natürlich nur online. Es geht um Weihnachten, das Fest der Lieben, und um die Frage, ob die Christus-Party in diesem Jahr überhaupt stattfinden darf.

Die Virologen sagen: Vielleicht.

Die Kinder sagen: Unbedingt!

Klar, die wollen ihre Geschenke. Oder noch lieber: Geld. Dafür müssen sie aber nicht extra kommen, das können wir ihnen auch pandemiegerecht überweisen. Aber vielleicht wollen sie ja wenigstens einmal im Jahr ihre Großeltern sehen.

Das geht nur mit Abstand.

Ich habe vorgeschlagen, an Heiligabend den Erfurter Dom zu mieten, der groß genug ist, um mit vier Haushalten feiern zu dürfen – in jeder Ecke einer. Der Bischof könnte am Eingang Fieber messen.

Das finden die Großeltern zu ungemütlich. Also doch lieber im mit Tannengrün geschmückten Home-Office?

Zum Glück steht auf unserem Hof das Kinderzirkuszelt. Dort könnten die Alten, wenn sie den Weihnachtsbraten abgeliefert haben, erst mal in Quarantäne. W-Lan-Zugang für TV-Streaming ist gesichert, und die größte Risikogruppe bliebe unter sich.

Was die großen Kinder betrifft: E. sitzt mit ihrem lateinamerikanischen Lebensgefährten ohnehin in Barcelona fest, hat Ausgangssperre. T. darf, sofern sie einen gültigen Schnelltest vorweisen kann, kommen. Unserethalben auch mit ihrem Freund aus Mexiko. Aber nacheinander: an einem Tag sie, am anderen er. Und zur Bescherung würden K. und ich dann mit dem Kelch in der Hand auf den Balkon treten und den Großeltern am Zelteingang zuwinken.

Ich würde auch sehr gern meinen Sohn treffen. Vielleicht im Weihnachtsrätselraum?

Falls das alles nicht klappt, besteht immer noch die Möglichkeit, die Festtage zu verschieben. Am besten, auf nächsten Sommer. Oder Weihnachten so lange auszusetzen, bis der Impfstoff sicher wirkt. Also 2022. Allerdings könnte uns dann ein erneutes Vorrunden-Aus bei der Fußball-WM in Katar die Feierlaune verderben.

Übrigens haben wir bei Horst Seehofer im bayerischen Wald angefragt, ob er für uns den Knecht Ruprecht macht. Dann könnte auch er in den Sack hauen.