Frank Quilitzsch im Kreuzverhör des Friedrich-Bödecker-Kreises.

Dieser Tage erhielt ich eine Mail vom Thüringer Friedrich-Bödecker-Kreis (FBK), der Lese- und Schreibförderung für Kinder und Jugendliche betreibt: Mein Interview stünde jetzt online. Welches Interview? – Richtig, ich war vor Wochen im Landesfunkhaus gewesen, wo die FBK-Managerin mich und weitere 20 Autoren ins Kreuzverhör genommen hatte. Zu hören sind wir allesamt unter
www.fbk-thueringen.de.

Eigentlich bin ich ja lieber derjenige, der die Fragen stellt. Ellen Scherzer nahm mich in die Mangel, und weil es vorzügliche Fragen waren, mit denen sie mich traktierte, steigerte ich mich in einen Mitteilungsrausch.

Ich folge dem Link und höre mir mit bangem Gefühl selber zu. Da fallen Sätze wie: „Als ich in die Schule kam, konnte ich schon lesen und schreiben. Ich habe mich gelangweilt und die Lehrer geärgert.“ Oder: „Das Schlimme ist, dass ich in allen Fächern sehr gut war. Leider hatte ich ausgerechnet auf meinem Abiturzeugnis eine Zwei, worüber ich mich unglaublich geärgert habe.“ Oder: „Vielleicht war der Ehrgeiz, den meine Mutter in mir geweckt hatte, auch ein bisschen ungesund, denn ich musste immer der Beste sein.“

Dann fragt mich die Scherzerin, was ich über die Sprache der jungen Leute denke. „Haben die“, frage ich zurück, „überhaupt noch eine Sprache? Schreiben können sie eh nicht mehr, und da sie keine Bücher, sondern nur noch Kurznachrichten lesen, verkümmert mehr und mehr ihr Wortschatz...“

Ich spüre, wie die Hemmschwellen fallen, und als ich sagen soll, was ich von der in mancher Grundschule angewandten Methode „Schreiben nach Gehör“ halte, nehme ich kein Blatt vor den Mund und poltere: „Welch ein Unfug! Das ist eine Schnapsidee...!“

Habe ich die Kontrolle verloren? Ich hatte zwar, um locker zu werden, vorher einen Schluck getrunken, aber irgendwie sind auch die Pferde mit mir durchgegangen. Dennoch: Nüchtern betrachtet, finde ich, dass ich recht habe. Wer sich erst mal eine falsche Schreibweise einprägt, braucht ewig, sie wieder loszuwerden. Um das zu begreifen, muss man nicht Pädagogik studieren oder im Kultusministerium sitzen. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand.