Karsten Jauch über Moden bei Zimmerpflanzen.

Im Botanischen Garten in München ist vor wenigen Tagen die Ausstellung „Als die Tropen unsere Wohnzimmer eroberten“ zu Ende gegangen. Dort drehte sich alles um Zimmerpflanzen und die Modeerscheinungen, denen sie unterliegen. So wäre die Zimmertanne in meinem Wohnzimmer, die bis an die Decke reicht, in einem bürgerlichen Haushalt vor 120 Jahren der letzte Schrei gewesen. Heute, nun ja, ist sie eine Seltenheit.

Ein Kapitel der Münchener Schau widmete sich indes einer violett blühenden Pflanze. Im Jahre 1892 hat sie ein Kolonialbeamter aus Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, seiner Familie nach Berlin geschickt. Es war ein Usambaraveilchen. Die Begeisterung für das Gewächs wuchs rasant, während man sich in Erfurt die Hände rieb. Denn die Vermarktungsrechte dieser Pflanze waren in die Hände des Erfurter Samenzüchters Ernst Benary gelangt. Sogar in die USA schickte er Saatgut.

Im Jahr 2020 ist die Ausstellung im Botanischen Garten in Würzburg zu sehen – zwei Zugstunden entfernt. Womöglich kann man die Ausstellung für die Bundesgartenschau in Erfurt einkaufen? Sozusagen Heimatkunde mit Veilchen.