Karsten Jauch zur neuen Landesausstellung in Mainz.

Er gilt als das Who’s who des Mittelalters – der Codex Manesse. Die Handschrift aus der Zeit um 1300 vereint 140 Dichter. Aufgereiht sind die berühmtesten Minnesänger: Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, der Thannhäuser… Auf der Wartburg sind sie im Sängerkrieg angetreten. Eine Art Poetry Slam erzählt man Thüringer Schülern gern bei Ausflügen nach Eisenach.

Die Manessische Handschrift ist ab der übernächsten Woche eines der Topstücke in der rheinland-pfälzischen Landesausstellung in Mainz. Unter dem Leitgedanken „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ widmet sich die Schau der Kultur- und Zeitgeschichte von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa. Natürlich könnte Thüringen da einiges beitragen. Doch weder der Kyffhäuser noch die Wartburg spielen eine Rolle. Auch die Michaeliskirche in Rohr (Landkreis Schmalkalden-Meiningen), in der im Jahre 984 ein Reichstag mit Kaiserin Theophanu und Kaiserin Adelheid stattfand, findet keine Erwähnung. Thüringen sei thematisch nicht in der Mainzer Ausstellung präsent, „da sich die Ausstellungskuratoren auf das Land am Rhein konzentrieren“, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung. Aus Thüringen kommen aber zwei bedeutende Leihgaben: Aus der Forschungsbibliothek Gotha die Augustinus-Handschrift mit Bezug auf Erzbischof Willigis von Mainz; aus der Thüringer Landes- und Universitätsbibliothek Jena die berühmte illustrierte Handschrift des Otto von Freising. Eine Miniatur dieser Handschrift schmückt sogar den Ausstellungskatalog. Kaiserbilder aus Thüringen, immerhin.