Karsten Jauch über die kulturelle Aufrüstung Norwegens.

Es ist eine Kulturoffensive, die Norwegen in diesem Sommer in Deutschland startet. Das große Finale ist genau in zwei Monaten, wenn das Land diesjähriger Ehrengast der Frankfurter Buchmesse ist. Im Gastlandpavillon soll dann jeden Tag „Die Stunde der Meinungsfreiheit“ präsentiert werden.

Um Meinungsfreiheit geht es auch im den diesjährigen Domstufen-Festspielen in Erfurt, das von norwegischen Künstlern geprägt wird: Øystein Wiik und Gisle Kvernedokk erlebten gerade Premiere mit dem Musical „Der Name der Rose“. Auch wenn die Festspiele im Theaterjargon als DSF abgekürzt werden, was jeder Thüringer über 40 im Schlaf als deutsch-sowjetische Freundschaft entziffert, handelt es sich um eine norwegische Idee – und verbotene Bücher, die sich nicht verbieten lassen.

Von Alexander von Humboldts wissenschaftlichen Büchern inspiriert ist indes die Ausstellung, die an diesem Sonntag im Residenzschloss in Altenburg eröffnet wird. Sie widmet sich den adligen Entdeckern in der Nachfolge Humboldts. Einer dieser Nachfolger war der Altenburger Herzog Ernst II., der im Jahr 1911 eine Spitzbergen-Expedition unternahm. Mit einer Segeljacht mit kleinem Hilfsmotor ist er angeblich bis nahe an den 80. Breitengrad vorgedrungen. Was er auf der norwegischen Insel im hohen Norden fand, soll jetzt gezeigt werden.

Im Museum Wiesbaden gibt es dieser Tage mit der Harald-Sohlberg-Ausstellung die erste Retrospektive des Malers auf dem europäischen Festland zu sehen. Der norwegische Künstler Harald Sohlberg (1869 bis 1935) hat mit dem Landschaftsgemälde „Winternacht in Rondane“ so etwas wie das Lieblingsbild der Norweger gemalt. Vergleichbar ist das bei den Deutschen nur mit Caspar David Friedrichs. Bis 27. Oktober kann man diese Werkschau sehen – ein Blockbuster. Und nun raten Sie mal, wo der große Meister sein Handwerk gelernt hat? Von 1896 bis 1897 hat er an der Kunstschule in Weimar studiert. An Goethes Grab, so heißt es in der Ausstellung, habe Harald Sohlberg zwei Lorbeerblätter gepflückt, die er als Reliquie für den Rest seines Lebens aufbewahrte. Zehn Jahre nach Sohlberg kam übrigens ein anderer Norweger nach Weimar, um posthum den Philosophen Friedrich Nietzsche zu malen. Seine Name: Edvard Munch.

Sohlberg und Munch kannten sich zwar seit den frühen 1890er-Jahren, gemeinsam in Weimar waren sie allerdings nie. Dafür mehrt ihr Ruhm den Mythos Weimar.

www.museum-wiesbaden.de