Frank Quilitzsch hat mit einem Jäger auf der Lauer gelegen.

Der Regen hat aufgehört, die Abendsonne blinzelt durch die Wolken, und der Wind steht genau richtig. Er weht von vorn, von der Lichtung her.

„So kann uns das Wild nicht wittern“, sagt der Jäger.

Wir sitzen auf dem Hochsitz und warten.

Nicht nur das Wetter ist günstig, auch der Zeitpunkt stimmt. „Um halb neun“, sagt der Jäger, „kommt das Wild zum Fressen.“

Ich schaue voraus auf den Kahlschlag, auf dem langsam wieder Wald heranwächst, junger, klimabeständiger Mischwald. Vor dreizehn Jahren hat dort „Kyrill“ getobt und alle Fichten umgeworfen. Jetzt verleiben sich Reh und Hirsch die Knospen, Triebe und saftigen Rindenstücke ein. Eberesche, Bergahorn und Birke gelten bei ihnen als Delikatesse.

Ich weiß, dass, wer den Wald retten will, ihn auch bejagen muss. Aber will ich wirklich beim Abschuss dabei sein?Ich schiele zur Flinte, die geladen an der Holzbrüstung lehnt, und denke: Irgendwie unfair! Wir lauern in der Deckung und lassen die Tiere ins Feuer laufen.

Ein heiseres Bellen von hinten, durch die Fichten hindurch. Der Jäger fährt herum. „Ein Bock verteidigt sein Revier. Vielleicht kommt er ja zu uns hoch.“

Hoffentlich nicht, denke ich.

Gegen 20 Uhr spüre ich einen leichten Rippenstoß: „Rechts, eine Ricke!“

Tatsächlich. Ein Reh ist aus dem Busch getreten und spitzt misstrauisch die Ohren. Da ich nicht weiß, ob es für den Abschuss freigegeben ist, wende ich den Kopf ein wenig zu heftig, und es entwischt ins Dickicht.

Wir sitzen und warten.

Wieder meldet sich hinter uns der Bock, doch sein Bellen entfernt sich. Langsam schwindet auch das Tageslicht.

„Wenn die Schnepfe ruft, können wir nach Hause gehen“, sagt der Jäger. Plötzlich ein Schuss.

Der Bock? Da hat wohl ein anderer Jäger Glück gehabt...

Dann ist Schnepfenstrich und kaum noch was zu erkennen. Der Jäger schultert enttäuscht die Flinte. Ich steige zufrieden in mein Auto. Auf der Heimfahrt springen vor mir zwei Rehe über die Straße. Um ein Haar hätte ich mir die makellose Bilanz versaut.