Britta Hinkel denkt über das Killerverbot nach.

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Gibt es heutzutage eigentlich noch Tintenkiller?“

„Gute Frage. Weiß ich ehrlich gesagt nicht“, sag ich.

„Aber du kannst dich noch gut daran erinnern, oder?“, sagt Pia.

„Na klar. Zu meinen Schulzeiten war der begehrte Stift schließlich ein beliebter Wunsch an die Westverwandtschaft“, sag ich.

„Den gab es aber später auch bei uns“, sagt Pia.

„Die eigentlich Frage ist ja, warum es in der Schule verboten war, ihn zu benutzen“, sag ich.

„Wahrscheinlich, weil wir uns gefälligst konzentrieren sollten, von vorn herein fehlerfrei zu schreiben – ohne billige Tricks und Spielchen“, sagt Pia.

„Ist doch Quark! Viel wichtiger ist doch, dass man seine Fehler überhaupt bemerkt und weiß, wie man sie korrigieren kann“, sag ich.

„Vielleicht war diese Kompetenz nicht gefragt?“, sagt Pia.

„Ich denke ja eher, die Schönschreib-Ästheten hat es gestört, wenn das so vorbildlich gedrechselte Schriftbild von einem Fleck verhunzt wurde. Der Tintenkiller ließ zwar Buchstaben verschwinden, aber beim Überschreiben lief die Tinte breit“, sag ich.

„Bleibt allerdings die Frage nach der Alternative. Ist denn ein feinsäuberlich durchgestrichenes und nachträglich richtig geschriebenes Wort dem hübschen Schriftbild dienlicher?“, sagt Pia.

„Wohl nicht, aber neugierige Lehrer sehen dann auf jeden Fall, was das Kindlein ursprünglich falsch geschrieben hat“, sag ich.

„Am Ende könnte hinter dem Killerverbot also das Streben nach einer besseren Fehlerkultur stecken: Transparenz der Schwäche und hin zur beherzten Selbstkorrektur?“, sagt Pia.

„Mag sein. Aber im digitalen Zeitalter ist das eh Schnee von gestern. Heute killt der Mausklick den einst begehrten Stift“, sag ich.