Britta Hinkel wechselt den Kosmos.

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Waren wir damals eigentlich auch so rücksichtslos wie die heutigen jungen Leute?“

„Du meinst, ob wir vor 35, 40 Jahren über unseren pubertären Tellerrand hinaus geschaut und registriert haben, dass es auch noch andere Erdenbürger – außer süße Langhaarige – gibt? Ich kann mich sehr schwer erinnern...“, sag ich.

„Mal ehrlich, ist doch nicht schön, wenn in lauen Sommernächten bis in die frühen Morgenstunden lautstark gefeiert wird, so dass kein Anwohner schlafen kann. Oder wenn eiskalt zu zweit nebeneinander auf dem Fußweg gefahren wird und man als Fußgänger noch blöd angemacht wird von den Bubis. Hätten wir uns das früher rausgenommen?“, sagt Pia.

„Ach komm, nun sei mal ehrlich, die ‘Juchend von heute’, war zu allen Zeiten für die Alten ein Problem. Wir waren auch keine Klosterschwestern“, sag ich.

„Klar, als junger Mensch kreist du natürlich vor allem um dich. Und musst erst mal erkennen, dass es da noch weitere Wesen außerhalb deines Kosmos’ gibt, die Respekt verdienen. Aber ich kann mich gut erinnern, dass es Leute gab, die mich ab und an darauf hingewiesen haben, wenn ich egoistisch oder ignorant oder selbstgerecht war“, sagt Pia.

„Vielleicht ist das der Punkt? Dass wir alten Weiber uns aufregen, wenn sie sich für den Nabel der Welt halten und Normen missachten. Aber wir sind halt nicht in ihren Netzwerken unterwegs und geigen ihnen dort mal die Meinung. Wie sollen sie erkennen, dass sie daneben liegen?“, sag ich.

„Wie wär’s mal mit Hirn einschalten?!“, sagt Pia.

„Böse alte Frau, so wird das aber nichts mit dem Generationenvertrag! – Bestenfalls werden die auch mal so alt wie wir. Also: Falten glatt ziehen, grinsen und nicht vom Fußweg schubsen lassen“, sag ich.