Britta Hinkel plädiert für leichte Urlaubskost

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Muss ich mich eigentlich dafür schämen, dass ich bei meiner Urlaubslektüre auf unaufgeregte Unterhaltung setze?“

„Ach, keine Klassiker? Keine Weltliteratur? Nichts am Hut mit Faust II, Anna Karenina, Schuld und Sühne, Buddenbrooks? Keinen Shakespeare in Originalsprache im Koffer? – Wer hätte das gedacht!“, sag ich.

„Nun werd mal nicht komisch. Oder überforderst du dich etwa beim Schmökern am Strand?“, sagt Pia.

„Nö. Zumal ich meinen Urlaub nicht am Strand verbringe“, sag ich.

„Aber mittlerweile steht man doch unter enormem Druck, weil die lieben Kollegen einen fragen könnten, was man im Urlaub so gelesen hat. Da kann ich doch nicht zugeben, dass ich mich seit Wochen auf das neue Buch von Dora Heldt gefreut habe...“, sagt Pia.

„Als ob es darauf ankommt! Warum lesen wir denn im Urlaub?“, sag ich.

„Na um zu entspannen, Abstand zu kriegen zum Alltagswahnsinn, um ‘runterzukommen“, sagt Pia.

„Genau! Und wie ginge das besser als mit softer Unterhaltung, bloß nicht problembeladen und ohne Weltretter-Ambitionen, konfliktfrei, schmerzarm, beruhigend, humorig...?“, sag ich.

„Klingt nach Medizin für Herzkranke!“, sagt Pia.

„Ja, warum denn nicht? Das aufreibende Chaos, Frust, Grübelei und irgendwelche blöden Ängste holen dich schnell genug wieder ein, wenn die schönsten Wochen im Jahr vorbei sind! Da gönn dir doch einfach mal ein bisschen Therapie und genieß deine Trivialliteratur...“, sag ich.

„Aber die Kollegen. Wenn die mich fragen...?“, sagt Pia.

„Vielleicht solltest du ja statt der Bücher einfach die Kollegen wechseln“, sag ich.