Britta Hinkel zollt Pragmatikern Respekt.

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Was macht die Corona-Angst eigentlich mit uns?“

„Tja, was macht Angst mit Menschen?“, sag ich.

„Sag du es mir“, sagt Pia.

„Ich glaube, sie verschärft uns, holt das hervor, wir ohnehin schon in uns haben“, sag ich.

„Wie meinst du das?“, sagt Pia.

„Wer unsicher ist, den macht sie panisch; wer Ich-zentriert ist, den macht sie noch egoistischer; wer leichtsinnig ist, den macht sie vielleicht übermütig“, sag ich.

„Bestenfalls macht sie uns vorsichtig und solidarisch?“, sagt Pia.

„Mmmh, bestenfalls“, sag ich.

„Und schlimmstenfalls wechseln wir zwischen all unseren Ängsten munter hin und her und kriegen uns gar nicht mehr ein?“, sagt Pia.

„Auf jeden Fall ist es spannend zu sehen, wie die Leute, mit denen man zu tun hat und von denen man glaubte, sie gut zu kennen, auf einmal ticken“, sag ich.

„Du meinst, weil gute Freunde plötzlich völlig irrational paketweise Küchenrollen horten oder andere zu wahren Klugscheißern mutieren, die nun allen anderen um sich herum sagen müssen, wo es lang geht?“, sagt Pia.

„Auch das. Wirklich Respekt hab ich ja vor den Leisen“, sag ich.

„Den Leisen?“, sagt Pia.

„Na denen, die ohne großes Aufheben und ohne sich permanent in den Vordergrund zu drängen, ihren Job machen. Die Pragmatiker, die nüchtern agieren, auch wenn keine Routinen mehr greifen“, sag ich.

„Klingt ja fast wie eine Liebeserklärung?!“, sagt Pia.

„Keine Liebeserklärung, aber echte Bewunderung: für die Leute im medizinischen Bereich, die Schwestern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, das Personal in Apotheken, Polizisten, Verkäufer, Busfahrer und und und. Die können sich keine Nabelschau leisten, die erledigen einfach ihre Arbeit. Trotz Angst. Das finde toll!“, sag ich.