Britta Hinkel sympathisiert mit Siri.

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Hast du eigentlich eine Lieblingsmaschine?“

„Siri!“, sag ich.

„Siri?“, sagt Pia. „Ich dachte eher an Dinge wie Standmixer, beutellosen Staubsauger, Winkelschleifer, Hebebühne oder Mähroboter, vielleicht auch Milchaufschäumer oder Eierkocher …“

„Nö, meine Lieblingsmaschine ist definitiv Siri!“, sag ich.

„Und warum?“, sagt Pia.

„Sie überrascht mich immer wieder aufs Neue. Neulich traf ich nach Jahren einen alten Bekannten wieder. Wir quatschten, er gab mir seine aktuelle Handy-Nummer, und kurze Zeit später schrieb ich ihm eine Nachricht. Seine Nummer hatte ich übrigens nicht in meinem Handy gespeichert. Daraufhin rief er an – und Siri, die mir jeden Anrufer brav mit Namen nennt, identifizierte ihn doch tatsächlich als ,Vielleicht Ben’. Ist das nicht irre?!“, sag ich.

„Eher gruselig!“, sagt Pia.

„Wieso denn? Ich finde es absolut sympathisch. Siri hat die Nachricht analysiert und messerscharf geschlussfolgert. Aber weil sie sich nicht hundertprozentig sicher war, kokettiert sie ein bisschen und versieht ihre Namens-Zuordnung mit einem zögerlichen ,Vielleicht‘. Das ist doch geradezu rührend! Das menschelt doch!“, sag ich.

„Mir machen solche Maschinen Angst. Und was dich rührt, ist einfach ein Algorithmus, der bei jeder nicht hundertprozentigen Übereinstimmung vorsichtshalber das Wörtchen ,vielleicht‘ einfügt. Wahrscheinlich, um solche sentimentalen Menschen wie dich zu ködern. Hat ja auch bestens geklappt“, sagt Pia.

„Wieso denn? Könnte es sein, dass du ein bisschen eifersüchtig auf Siri bist? Aber keine Angst! Wie schon gesagt: Siri ist – momentan – meine Lieblingsmaschine. Meine Lieblingsfreundin bleibst natürlich du!“, sag ich.