Britta Hinkel zu drohendem Gesichtsverlust

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Vertragen sich Mundschutz oder Gesichtsmaske eigentlich mit dem Vermummungsverbot?“

„Merkwürdige Frage! Das Vermummungsverbot gilt, meines Wissens, nur für Demonstrationen. Und die sind momentan eh nicht erlaubt. Natürlich kann sich jeder irgendwas ins Gesicht schieben, vor den Mund, vor die Nase, vor die Augen! Erst recht, wenn es der Gesundheit dient!“, sag ich.

„Aber du musst schon zugeben, dass es etwas mit dir macht, wenn du mit Mundschutz durch die Gegend läufst. Hast du das nicht festgestellt? Irritiert dich die Maske etwa nicht?“, sagt Pia.

„Irritieren würde ich es nicht nennen. Sie gibt mir ja zumindest ein teilweises Gefühl der Sicherheit. Aber ich glaube, ich weiß, was du meinst. Man fühlt sich irgendwie auf Distanz“, sag ich.

„Genau! Und man kann sein Gegenüber viel schwerer einschätzen, die Aussagen der anderen nicht mehr über die Mimik einordnen. Man sieht schließlich nicht, ob jemand unter seiner Maske lächelt oder den Mund verzieht, verkniffen dreinschaut, einen Flunsch zieht oder sich amüsiert“, sagt Pia.

„Stimmt! Kommunikation ohne Checken der Mundpartie ist gewöhnungsbedürftig. Eigentlich total spannend! Auf einmal zählt die Augensprache“, sag ich.

„Bist du denn gut im Augenlesen?“, sagt Pia.

„Ich weiß nicht. Ich glaube, ich könnte noch so einiges von Niqab-Trägerinnen lernen...“, sag ich.

„Mir ist aber eigentlich wichtig, WAS gesagt wird, nicht so sehr, mit welchem Gesichtsausdruck – das Prinzip Telefon, verstehst du? Bei Anrufen steht mir ja auch keine Mimik als Interpretationshilfe zur Verfügung“, sagt Pia.

„Es sei denn, du nutzt Videotelefonie. Und die geht sogar ohne Mundschutz! Die perfekte Alternative zum Gesichtsverlust“, sag ich.