Britta Hinkel schaut - mit Abstand - zurück.

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Und? Wie war dein Jahr?“

„Durchwachsen. Zu viele Abschiede“, sag ich.

„Oh je, das ist deine Bilanz für 2019?“, sagt Pia.

„Na ja, es gab auch Gutes. Unerwartete Wiedersehen mit Freunden, alten Bekannten, ehemaligen Kollegen. Begegnungen, die unter die Haut gingen. Beistand von lieben Menschen, wenn es mir schlecht ging. Das waren schöne Momente!“, sag ich.

„Mein Ding ist es auch nicht zurück zu schauen. Zumal seit Tagen die Jahresrückblicke inflationär über uns hereinbrechen. Das kann einem schon auf die Nerven gehen“, sagt Pia.

„Wobei so eine Rückschau auch versöhnen kann mit den Ereignissen“, sag ich.

„Weil die Zeit alle Wunden heilt?“, sagt Pia.

„Nein. Weil manche Begebenheiten sich im Rückblick ganz anders darstellen. Plötzlich kann man sie mit Humor nehmen“, sag ich.

„Ach! Findest du?“, sagt Pia.

„Durchaus! Neulich zum Beispiel haben sie im Radio alle Verkehrswarnungen des Jahres gesendet zu Dingen, die die Leute so auf der Autobahn und anderen Straßen verloren haben. Einfach mal aneinandergereiht, jede einzelne Meldung. Herrlich!“, sag ich.

„Herrlich?! Ich finde es ja nicht unbedingt witzig, wenn ich im Radio höre, dass auf der A 4 Autoteile herumliegen“, sagt Pia.

„Eben! Ganz aktuell wirkt das beängstigend. Aber wenn du am Jahresende geballt aufgezählt bekommst, was da vom Teppich bis zur Waschmaschine über Skier, Schränke, Kinderwagen, Koffer, Räder, Leiter und Blumenkübel im Laufe des Jahres so alles auf der Fahrbahn herumgekullert ist, ist das einfach kurios! Ich jedenfalls musste herzhaft lachen über dieses skurrile Sammelsurium!“, sag ich.

„Aber bloß, weil alles vorbei ist“, sagt Pia.

„Na klar! Weil wir es überlebt haben! Es hätte schließlich schlimmer kommen können!“, sag ich.