Britta Hinkel über Gefühlsausbrüche.

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Nutzt du eigentlich in deinen Korrespondenzen Emojis?“

„Klar doch. Wobei ich mich in letzter Zeit dabei ertappe, auch in handgeschriebenen Briefen das ein oder andere Smiley – ein Grinsen oder eine verzweifelt-verzerrte Miene – unterzubringen“, sag ich.

„Wieso ertappe? Klingt ja, als fändest du die niedlichen Bildlein kritikwürdig?“, sagt Pia.

„Am Handy mögen Emojis ja passen, zumal man da eine Riesenauswahl hat und lustige Dinge posten kann. Es gibt ja mittlerweile Emoji-Korrespondenzen, die ganz ohne Worte auskommen und wo einfach nur Vignetten kommunizieren. Aber im Brief sollten schon noch Worte die Hauptrolle spielen, oder?!“, sag ich.

„Das sehe ich anders. Warum nicht ab und an mal einem Gefühl Raum geben – ganz ohne umständliche Beschreibung. Ist doch viel praktischer, ein sich übergebendes Bleichgesicht oder einen Kackhaufen zu senden, als jeden Gedankengang zu verbalisieren“, sagt Pia.

„Mag ja sein, dass so ein Bildchen manchen Satz verständlicher macht. Das Blöde ist allerdings, dass man sich diese Illustrationspraxis sehr schnell angewöhnt und nur mühsam wieder abtrainiert!“, sag ich.

„Na und? Machen doch alle. Ist eben die neue Kommunikationskultur. Wen schert’s?!“, sagt Pia.

„Da machst du es dir ein bisschen zu leicht. Stell dir doch mal vor, du widersprichst einer Behörde, die dir ein Bußgeld aufdrückt. Du bist stocksauer, weil du meinst, es sei ungerecht. Also legst du Widerspruch ein. Und dann packst du in deinem erregten Gemütszustand gleich mal noch ein Emoji dazu. Sagen wir mal, einen ausgestreckten Mittelfinger...“, sag ich.

„Da wissen die wenigstens gleich, was ich von ihrer Entscheidung halte“, sagt Pia.

„Sicher. Aber wahrscheinlich kassierst du gleich mal ein weiteres Ordnungsgeld. Wegen Beamtenbeleidigung“, sag ich.