Britta Hinkel heilt Verklärung mit Picasso.

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Was hältst du eigentlich von dem extremen Image-Wandel der Stadttaube?“

„Du meinst das Phänomen, dass dieses einst verhasste Tierchen auf einmal eine große Zuneigung in breiten Bevölkerungsschichten zu genießen scheint?“, sag ich.

„Ja, man darf Stadttauben ja gar nicht mehr ungestraft kritisch gegenüber stehen, ganz zu schweigen davon, dass Bezeichnungen wie ,Ratte der Lüfte‘ wahrscheinlich bald schon eine Ordnungsstrafe rechtfertigen“, sagt Pia.

„Stimmt! Es gibt mittlerweile sogar eingetragene Vereine, die sich für den Schutz von Stadttauben einsetzen. Und was soll ich dir sagen?! – Ich finds gut!“, sag ich.

„Schon klar. Wer als Kind mit der Picasso-Taube am Stiel für den Weltfrieden demonstriert hat, der liebt auch Stadttauben“, sagt Pia.

„Quark! Ich finde es einfach gut, dass sich Menschen Gedanken machen, wie man dieser zugegeben lästigen und gesundheitlich durchaus bedenklichen Plage Herr werden kann. Solche Vereine schaffen zum Beispiel außerhalb der Innenstädte Anlaufstellen für Tauben, um die aus den Innenstädten weg zu locken. Ist doch total okay!“, sag ich.

„Ja aber ihre militanten Jünger! Lies doch mal im Internet die Einträge der verklärten Täubchenfans, die nicht kapieren, dass ihre süßen kleinen gefiederten Freunde gefährliche Krankheiten transportieren und die jeden gnadenlos zur Schnecke machen, der anderer Meinung ist“, sagt Pia.

„Die meisten davon wohnen offenbar jenseits von Tauben-Hotspots und wissen gar nicht, was es heißt, Stadttauben in direkter Nachbarschaft zu haben“, sag ich.

„Vor allem ist denen eine faire Streitkultur fremd“, sagt Pia.

„Vielleicht würde sie ja die Erfahrung versöhnen, mal Frieden stiftend mit Picasso-Taube am Stiel herum zu laufen?“, sag ich.