Elena Rauch über Lasttiere.

Wenn in fröhlicher Runde bei einer Frau plötzlich ihr Handy in der Handtasche klingelt, kann die Situation schnell eskalieren. Bekanntlich gibt es kaum ein exponierteres Objekt feinsinnigen männlichen Humors, als die Handtasche einer Frau. Es würde ihn nicht wundern, sprach er während ich in der Tasche wühlte, wenn ich dabei auf eine Kartoffel stieße. Sehr lustig. Auf der Suche nach einer Pointe können Männer überraschenden Charme entfalten.

Eine Kartoffel fand ich nicht, dafür sein Handy. Womit wir auch beim Grundproblem wären. Die Frau ist das Kamel, das uns hilft, die Wüste des Lebens zu durchqueren: Eines der interessantesten Zitate aus der Genderforschung stammt von Ben-Gurion. Absolut glaubhaft und empirisch bewiesen. Das Lasttier sind wir. Bis auf eine historisch sehr kurze Blütezeit der sog. Gelenktasche konnte sich die maskuline Handtasche nie durchsetzen. Einen Mann ohne Begleitung erkennt man an seinen ausgebeulten Hosentaschen. Schlüssel, Handys, Portemonnaie? Mit dem Sicherheitscheck beginnt jeder auswärtige Gang. Weitere Requisiten kommen je nach Bedarfslage hinzu, von Hustenbonbons und Nasenspray gegen Männerschnupfen bis hin zum Zollstock. Neuerdings gern noch ein Fläschchen Desinfektionsmittel. Mit der Zeit sammelt sich einiges es an, dafür nimmt die Ordnungssystematik ab.

Schon klar, ganz früher brauchte der Mann beide Hände für Speer und Keule, während die Frau gesammelte Beeren und Wurzeln im Binsenkörbchen hinter ihm her schleppte. Ich wette, dass auch der eine oder andere Faustkeil und Feuersteine des Sippenältesten dabei waren. Im Grunde hat sich bis heute daran nichts geändert. Nur dass der Mann jetzt beide Hände frei hat und unbeschwert die Wüste des Lebens durchqueren kann. Sollte ein Problem auftauchen, haben wir den Notfallkoffer dabei.