Elena Rauch betrachtet eine Katze.

Kürzlich traf ich am Aufzug zu unseren Büroräumen Frau Schmidt. Sie hockte auf der Fußmatte und beobachtete den Verkehr am Lift.

Frau Schmidt ist eine braun-grau gestreifte Katze, ich tippe auf „Europäisch Kurzhaar“. Dass sie Frau Schmidt heißt, erfuhr ich von einer vorbeikommenden Kollegin. Ich sah sie das erste Mal im Sommer vor Corona im Hof vor dem Druckhaus, da befand sie sich noch in der Adoleszenz.

Den aus der Kantine mitgebrachten Seelachs schlug sie aus, es lag, vermutete ein Mitarbeiter aus der Druckerei, am Überangebot. Frau Schmidt fand viele Freunde, und kam wohl deshalb auch bislang gut durch die Pandemie. Sie macht jedenfalls einen wohlgenährten Eindruck.

Zu Hause erzählte ich von Frau Schmidt und nutzte den Vorwand für einen weiteren vergeblichen Vorstoß.

Für ein Paar gibt es gemeinhin zwei Zäsuren, die zur Anschaffung eines Haustieres führen: Der Auszug der Kinder und eine Pandemie. Das zumindest besagen Umfragen. Die Zeiten des Lockdowns erhöhen die Sehnsucht nach einem Tier im Haus. Ich weiß nicht warum das so ist, aber ich will es auch. Ich will eine Katze. Aber ich komme damit einfach nicht durch.

Wir wohnen im vierten Stock, sagt mein Mitbewohner, das würde eine Ausgangssperre auf Lebenszeit bedeuten. Das könne man einer Katze nicht zumuten. Man könnte ein Netz über den Balkon spannen, schlug ich vor. Ein Balkon ersetzt nicht die Freiheit, dozierte er. Es gibt Menschen, die führen Katzen an der Leine aus, bemerkte ich. Nicht mit mir, protestierte er. Wir haben einen Fahrstuhl, Katzen sind lernfähig, führte ins Feld. Quatsch, antwortete er. Hör auf dein Herz, du willst es doch auch, rief ich. Ich höre auf meinen Verstand, sagte er.

Aber jetzt beobachte ich Frau Schmidt. Immerhin muss sie die Automatik der Türöffnung schon durchschaut haben. Jetzt muss man abwarten, wann sie in den oberen Redaktionsräumen auftaucht.

Damit wäre der Beweis erbracht: Katzen können Fahrstuhl fahren. Dann habe ich gewonnen.