Elena Rauch über weibliche Stimmen.

Daran, dass Männer wichtige Ansagen überhören, haben wir uns gewöhnt. Erst dachten wir, das sei alles Vorsatz, um unangenehmen Gesprächen und lästigen Aufgaben aus dem Weg zu gehen. Dann erfuhren wir vom sogenannten Flow-Effekt. Das Phänomen beschreibt einen beim Mann häufig vorkommenden Zustand der Kontemplation, in dem er angestrengt über die Welträtsel nachdenkt, und dabei alles neben und um ihn herum ausblendet. Irgendwann machten Forscher auf einen Umstand aufmerksam, für den die Natur allein verantwortlich ist.

Die Stimmlippen einer Frau sind deutlich kürzer als bei Männern, dafür entweichen ihrem Kehlkopf beim Sprechen doppelt so viele Schwingungen. Gut möglich, dass die weibliche Stimme dabei in bestimmten Situationen und bei ausgewählten Themen Frequenzen erreicht, die nicht mehr zum männlichen Ohr durchdringen.

Frauenstimmen als weniger kompetent wahrgenommen

Wir denken, dass wir uns klar und deutlich ausgedrückt haben, aber ihn hat der Monolog ungefähr so erreicht, wie Walgesänge oder ein nächtliches Gespräch unter Fledermäusen. Gut möglich, dass dies auch der Grund ist, warum nicht einmal Alexa, unser dienstbarer Geist im Haus, mich gelegentlich überhört. Kritikerinnen bemängeln, dass bei der Entwicklung die Geräte vorwiegend mit männlichen Stimmen getestet wurden.

Aber das alles kann man noch irgendwie im häuslichen Binnenverkehr aushandeln. Besorgniserregender sind die Ergebnisse einer Studie der Uni in Magdeburg, die jetzt vorgestellt wurde.

In Videokonferenzen werden Frauenstimmen als weniger kompetent und charismatisch wahrgenommen. Wegen des hohen Datenvolumens werden nicht alle Anteile und Frequenzen des Gesprochenen übertragen, das geht in erster Linie zu Lasten der emotionalen Komponente bei weiblichen Stimmen.

Welche Folgen das in Zeiten von Homeoffice hat, muss ich nicht erklären. Meeting-Tools müssen nachgesteuert werden, fordern die Forscher. Das fordern wir auch. Der Einsatz eines Megafons am Bildschirm würde vermutlich zu sehr vom Inhalt ablenken.