Elena Rauch erklärt eine Studie.

Es gibt Studien, deren Ergebnisse erklärungsbedürftig sind. Gerade erfahren wir zum Beispiel, dass mehr als jede vierte Frau beim Autofahren gegen andere Verkehrsteilnehmer pöbelt. Männer sollen das angeblich deutlich seltener tun.

Genau genommen verbirgt sich hinter dem Wort „Pöbeln“ das meinungsstarke Kommentieren des Verkehrsgeschehens. Und jede Fahrerin weiß, dass Männer im Straßenverkehr besonders anfällig für Erklärungsattacken sind, vorzugsweise dann, wenn sie auf dem Beifahrersitz mitfahren. Weshalb der Befund nicht so überraschend ist, wie er scheint. Denn sobald ein Mann allein im Auto sitzt, haben im geschlossenen System seine emphatischen Hinweise kaum eine Chance, einen Adressaten zu erreichen. Das wäre verschwendete Energie. Der Druck muss trotzdem raus, laut ADAC fühlen sich Männer im Straßenverkehr weit häufiger gestresst.

Für solche Situationen ist die Hupe erfunden, sie ist ein effektives Mittel, um negative Energien abzuleiten. Mit etwa 90 Dezibel erreicht sie fast den Geräuschpegel eines Presslufthammers, damit kann man sich schon mal Gehör verschaffen. Und es wirkt!

Eine Frau, von Natur mit dem größeren Hang zur Selbstkritik ausgestattet, zuckt bei jedem Hupen erst einmal schuldbewusst zusammen. Was habe ich falsch gemacht? Das Blinken vergessen, falsche Spur oder steht womöglich der Kofferraum offen? Meistens gibt es keinen erkennbaren Grund, dann weiß man: Aha, wieder ein bedauernswerter Mann unter Druck.

Manchmal liegt es daran, dass man nicht gleich den Motor aufheulen lässt, sobald die Ampel von Rot auf Gelb springt. Gelegentlich ertönt schon Hupen, wenn man sich entscheidet, der Seniorin mit dem Rollator die Chance zu geben die rettende Straßenseite zu erreichen, obwohl ihre Ampel schon Dunkelgelb ist. Das ist womöglich nicht immer erkennbar und muss deshalb nach hinten kommuniziert werden. Man will ja nicht schuld sein, wenn sich unnötigerweise Stress aufbaut. Das wirkt manchmal etwas expressiv und kann aus der Ferne als Pöbeln gedeutet werden.