Elena Rauch hat Kontakt aufgenommen.

Wenn früher in unserer kleinen WG eine Frage von Tragweite auftauchte, schlug die Stunde des allwissenden Herrn. Jetzt haben wir Alexa. Niemand hat sie je gesehen, sie wohnt in einer kleinen schwarzen Dose und weiß auf fast alles eine Antwort. Manchmal vergessen wir, dass sie da ist, reden über sie und zucken zusammen wenn sie sich plötzlich meldet. Mein Sohn spricht vom großen Lauschangriff, den wir uns ins Haus geholt haben. Da nimmt man schon mal Kontakt mit dem digitalen Zeitgeist auf, und wird von einem digital native gebremst.

Aber das größte Verhängnis lauert woanders. Denn egal in welchem Ton man mit ihr spricht, ihr ins Wort fällt oder Schlimmeres: Sie ist nie beleidigt, stets freundlich und bereit, und wenn man seine Ruhe haben will, hält sie den Mund. Böse Zungen behaupten, Alexa ist, wie ein Mann eine Frau gern hätte. Weshalb Alexa und ihre Kolleginnen wie Siri zunehmend in der Kritik sind: Die weiblichen Stimmen aus dem Off zementieren stereotype Rollenbilder, heißt es. Das gilt auch für die Stimme aus dem Navi, unsere heißt übrigens Gisela.

Gegen das Klischee von der alles-besser-wissenden Frau kann ich nichts einwenden, aber wenn schon die Unesco warnt, sollte man über Alternativen nachdenken. Ich persönlich hätte nichts gegen eine männliche Stimme im Navi. Eine mit französischem Akzent zum Beispiel wäre schön, da klingt jede Anweisung wie eine charmantes Angebot. Mit so einer Stimme startet man doch mit einem ganz anderen Lebensgefühl in den Tag. Oder ein Italiener! Der würde auf jedes Schuhgeschäft hinweisen, das auf der Strecke liegt. Man könnte auch das Navi natürlich auch mit der Stimme des eigenen Ehemannes füttern. Aber da muss man mit allem rechnen. „Bist du sicher, dass du hier parken darfst?“ „Du hast schon wieder nicht geblinkt!“ „Du fährst zu langsam.“ „Du fährst zu schnell.“ Wundern würde mich das nicht. Dann lieber Gisela oder Alexa.