Elena Rauch über die Tücke von Kühlschränken.

Glaubt man Studien, ist der Kühlschrank schuld an jedem dritten Beziehungszoff: Angebrochene Leberwurstgläser, in denen sich intelligentes Leben bildet. Versteinerte Mollusken aus dem Pleistozän, die sich bei nährem Hinsehen als ein Rest vom würzigen Appenzeller Bergkäse entpuppt. Eine mumifizierte Thunfischwurst vom letzten Sizilien-Urlaub... Wir müssen hier mal aufräumen: Ein Satz, der verlässlich einen verkorksten Samstagvormittag einleitet. Nicht zu reden von jenen verzweifelten Männern, die auf der Suche nach etwas Essbarem nur auf Tofubratlinge und Gurkenreinigungsmilch stoßen.

Wenn alle Kühlschränke reden könnten wie der von Axel Hacke, sie könnten Geschichten erzählen von Ungemach und enttäuschter Suche.

Und dann geht auch noch das Getränkefach kaputt. Der Versuch, beim Hersteller Ersatz zu bestellen, kostete uns neulich einen lauen Sommerabend. Andere Paare sitzen auf dem Balkon beim Wein, wir suchten die Gerätenummer, im Schreibtisch, im Internet. Wir suchten so lange, bis sich ein Hauch Disharmonie über den Abend legte. Ihren Höhepunkt erreichte sie, als ich hinter dem Kühlschrank lag, dessen Vorrücken eine tiefe Schleifspur auf dem Parkett hinterließ und nach Licht rief, während er seelenruhig mit seinem Smartphone sprach, um es in eine Taschenlampe zu verwandeln. Männer haben ein feines Gespür für Situationen. Die Studien haben schon recht: Es gibt keinen sensibleren Bereich im Leben eines Paares als den Kühlschrank.