Elena Rauch macht einen Vorschlag.

Ostern steht vor der Tür, gewöhnlich schlägt spätestens in diesen Tagen die Stunde der Putzmittel-Produzenten. Selbst Frauen, die damit nichts zu tun haben wollen, werden unter Druck gesetzt. Mit dem Frühjahrsputz ist es wie mit borstigem Eisbein. Niemand braucht es, aber als deutsches Kulturgut ist es unausrottbar.

In diesem Jahr ist alles anders. „Bleib zu Hause“ lautet das Gebot. Das mündete, wie man hört, in vielen Haushalten bereits zu völlig überzogenen und absolut unnötigen Putzaktionen. Pure Verzweiflungstaten, man kann ja nicht das gesamte Wochenende Serien streamen und Workouts vor der Couch absolvieren. Es soll auch Frauen im Homeoffice geben, denen beim Prokrastinieren jedes eingetrübte Fenster willkommen ist. Aber irgendwann ist auch der letzte Kaktus umgetopft, alle Teppichfransen nach Süden ausgerichtet (wenigstens die dürfen) und die langen Osterfeiertage haben noch nicht einmal begonnen. Mit etwas Glück finden sich ein paar Dosen Seidenmalfarbe, die noch nicht eingetrocknet ist. Den Ehemann könnte man inzwischen für kreative Laubsägearbeiten in den Keller schicken. Aber wenn er sich wehrt, kann man nichts machen. Was also tun, um der Schwermut im Wohnzimmer zu entkommen?

Es umräumen! In dieser Ausnahmesituation wird eine typisch weibliche Schwäche zur Stärke. Ich jedenfalls kenne keine Frau, die nicht zumindest in Gedanken die Wohnung ständig irgendwie umräumt. Vielleicht ist das ein Nebeneffekt des weiblichen Zwangs zur Selbstoptimierung. Einen Mann hingegen, der das nicht braucht weil er ja sowieso perfekt ist, versetzt schon der Gedanke an Veränderung in Panik. Wenn er könnte, würde er jedes Kommodenbein in einem Betonfundament verankern, damit es niemals nie von der Stelle gerückt werden kann. Aber jetzt ist die Zeit reif für Veränderung. Die Effekte sind unschlagbar. Man braucht zum Beispiel nur die Plätze von Esstisch und Couchecke tauschen, die Regalwand umstellen und ein paar Bilder umhängen, schon sitzt man in einem völlig fremden Zimmer. Fast so, als wäre man verreist. Außerdem baut das gemeinsame Möbelrücken Spannungen ab, vor denen Paartherapeuten in diesen Zeiten eindringlich warnen.