Elena Rauch will zurück ins Büro.

In einer Umfrage las ich, dass Frauen angeblich besser im Homeoffice zurechtkommen. Zwischen zwei Anrufen schnell die Waschmaschine befüllen, in der Mittagspause ein paar Yogaübungen machen, bevor man sich in der Küche etwas wirklich Gesundes bereitet: Eigentlich kann einer Frau nichts Besseres passieren.

Aber nach vier Monaten kann ich nur sagen: Homeoffice ist nicht das, was es verspricht. Ich weiß nicht, wie das bei anderen Frauen ist, aber ich habe das Gefühl, dass im Haushalt genauso viel liegen bleibt wie sonst. Sicher, es ginge auch anders.

Du musst an deinem Zeitmanagement arbeit, sagt mein Mann. Ich denke, es liegt an der Perspektive.

Du musst – rät meine Mutter – versuchen, die Wohnung mit den Augen eines Fremden zu betrachten, dann findest du die Schwachstellen. Das ist in etwa der Effekt, wenn man nach einem Tag im Büro die Tür aufschließt. Aber wenn man am Tag zwanzig Mal am überquellenden Korb mit der Bügelwäsche vorbeiläuft, wird er irgendwann unsichtbar. Mütter sind klüger als Ehemänner.

Das gesunde Mittag habe ich aus Bequemlichkeit längst aufgegeben, dafür kann ich jederzeit eine Expertise für Instantsuppen abgeben. Ich empfehle Thailändisch.

Das mit dem Yoga geht auch nicht, weil man in der Zeit die eingehenden Mails nicht sieht. Wenn man im Büro nicht gleich reagiert, ist das unverdächtig. Im Homeoffice fragen sie sich dann womöglich, was man eigentlich den ganzen Tag macht. Bügeln oder Yoga.

Die Krise als Chance: Ich habe es wirklich versucht. Vielleicht fehlt auch der Schnitt. Das schöne Gefühl, am Abend erwartungsvoll nach Hause zu fahren. Die rituelle Frage „Wie war dein Tag, Schatz?“ hat ihren Sinn verloren. Der sicherste Weg, ein Paar mundtot zu machen, ist Homeoffice. Seit einigen Tagen verfolgt mich ein irritierender Gedanke, wenn ich am Morgen den PC einschalte: Sie sitzen längst alle wieder im Büro, und nur ich wurde im Homeoffice vergessen. Ich sollte meine Mails checken …