Elena Rauch über die Folgen der Digitalisierung.

„Schatz, wie war dein Tag?“ Spätestens seit der Erfindung des bürgerlichen Eherechts ist dieser Satz verlässliche Konstante unter deutschen Dächern. Ein abendliches Eröffnungsritual, eine Vergewisserung, dass der andere noch im Raum ist, eine tägliche Garantie für den nie abreißenden Gesprächsfaden.

Nach acht bis zehn Trennungsstunden hat sich einiges angesammelt, dass besprochen und ausgewertet werden will. Ein Satz, der Nähe stiftet und Vertrautheit. Was ist romantischer für ein Paar, als sich beim abendlichen Käsebrot die Bürokämpfe des Tages zu erzählen? Was kann erfüllender sein, als dabei in die erwartungsvoll glänzenden Augen des Partners zu schauen?

Aber ach. Er droht auszusterben, dieser schöne Satz. Denn wie die Umfrage eines Verbraucherportals uns wissen lässt, erwartet jeder Dritte von seinem Partner, dass er mindestens einmal pro Stunde am Handy verfügbar ist. Was soll man sich am Abend noch erzählen, wenn alles schon gesagt ist?

Und wehe, wenn nicht. Dann geht’s zur Sache. Dann werden Kommunikationsprotokolle erstellt, Erklärungen verlangt.

Du warst von 14.03 Uhr bis 14.12 Uhr online, aber hast nicht auf meine Nachricht reagiert! Obwohl du sie gelesen hast! Manche versuchen mit ein paar eilig eingetippten Worten solchen Folgen auszuweichen, aber das macht es auch nicht besser.

Immer mehr Paare verbringen ihre Abende mit dem Dechiffrieren von Whatsapp-Nachrichten und dem Ausräumen von Missverständnissen. Auch ein Anlass, miteinander zu reden. Ein schwacher Trost.