Elena Rauch trägt heute Partnerlook.

Heute passiert es: Mein Mitbewohner und ich im Partnerlook. Das Phänomen ist seit den 90ern bekannt. Über die Hintergründe seiner Entstehung rätseln Soziologen bis heute. Das Thema ist zu komplex für einfache Antworten, ich glaube, es begann mit Jogginganzügen. So weit will ich nicht gehen, bei uns ist er der sogenannte Mundschutz, auch Alltagsmaske genannt.

Ich plaudere mal aus dem Nähkästchen: in der Grundfarbe schwarz mit dezentem weißen Strichmuster. Eine kreative Produktion des Nachwuchses, die Töchter müssen ja immer die Überzeugungen der Mütter über den Haufen werfen: Sie stricken und nähen. Für meine Generation, die mit Frida Hockauf als leuchtendes Vorbild und dem Stabilbaukasten statt Handarbeitsunterricht aufgewachsen ist, reicht es gerade mal zum Annähen eines Knopfes. Immerhin konnte ich mir als Studentin im Lehrgang für Zivilverteidigung die Fähigkeit aneignen, aus einer alten Dederonstrumpfhose aus dem VEB Strumpfkombinat Esda und Zellstoff eine sogenannte Strumpfmaske für den Verteidigungsfall herzustellen. Eine in Falten gelegtes Modell, das hinter den Ohren verlässlich von Schnipsgummis gehalten wird und auch noch gerade im Gesicht sitzt, hätte meine Kompetenzen weit überschritten. So rächt sich das sozialistische Bildungssystem in Zeiten der Krise. Aber dafür haben wir ja den Generationenvertrag.

Heute also werden wir stilsicher und nicht mit einem Strumpf im Gesicht unser Modell erstmals ausführen. Im Supermarkt, wo sonst, jeder mit seinem Einkaufswagen. Was mir wiederum Sorgen bereitet. Männer haben beim Einkaufen ohnehin Probleme mit der Orientierung und gehen schnell verloren. Nach mehr als einen Monat ohne Friseure sollte man sich nicht darauf verlassen, sie an ihrer Haartracht zu erkennen und darunter sind sie vermummt. Frauen müssen jetzt verdammt gut aufpassen, nicht mit dem falschen Mann nach Hause zu kommen.