Elena Rauch greift zur Fernbedienung.

Ein Geheimnis stabiler Beziehungen liegt in der vorausschauenden Vermeidung potenzieller Tretminen. Es wird zu wenig getrennt. Der oft beklagte Konflikt um das fachgerechte Ausdrücken der Zahnpasta zum Beispiel lässt sich wirkungsvoll mit getrennten Tuben vermeiden.

Bei Paaren, deren Harmonie immer wieder durch das Aufkommen zerkrümelter Tempotaschentücher in der Waschmaschinentrommel getrübt wird, wirken getrennte Zugänge zum Vollautomaten Wunder.

Vermutlich würde auch so mancher Abend friedvoller verlaufen, wenn jeder Partner über eine eigene Fernbedienung verfügte.

Doch leider verbietet sich ausgerechnet bei diesem brisanten Thema die Lösung. Eine Studie hatte unlängst die segensreiche Wirkung partnerschaftlichen Filmkonsums bestätigt, er schaffe eine gemeinsame soziale Realität. Das setzt geschicktes Verhandeln voraus.

In unserer WG zum Beispiel gilt ein Grundsatz: Ich verzichte auf alles, wo Bergdoktoren und Außerirdische vorkommen, im Gegenzug muss ich nicht stundenlang in rauchende Colts blicken.

Man muss Kompromisse machen.

Nur am vergangenen Samstag konnte ich darauf keine Rücksicht nehmen. Der ESC? Ist nicht dein Ernst! So rief er. Es geht doch nicht um die Musik, verteidigte ich mich. Also um die Kostüme, lästert er. Es geht um das Prinzip, Europa, die Abstimmung, die Metaebene gewissermaßen, erkläre ich. Verstehst du, was ich meine?

Verstand er natürlich nicht. Guck dir doch die Abstimmung an und verschone uns mit dem Rest, stöhnte er. So funktioniert das nicht, protestierte ich, ergriff die Fernbedienung und zog es durch.

Ich finde, einmal im Jahr muss eine Beziehung das aushalten können. Ich denke, er hat sich inzwischen erholt.

Aber jetzt wollen sie in den USA geheimes Material über Ufo-Sichtungen veröffentlichen. Wenn sie das im Fernsehen bringen, dann muss ich das sehen. Ich habe Däniken gelesen, da pfeife ich auf meine Seriosität, ich bin ein Fan. Für ihn ist das noch schlimmer als der ESC.

Ich brauche eine eigene Fernbedienung.