Elena Rauch über Männer in der Erkältungszeit.

Der Januar ist nach den Tagen des Überflusses nicht nur die Zeit des Katzenjammers. Für Millionen Frauen sind es bange Wochen, in denen sie sich fragen, wie sie ihre Männer sicher durch die Schnupfenzeit bringen. Ein erstes Niesen, ein klagender Blick, und jede Ehefrau ist alarmiert.

Dann schlägt die Stunde der sogenannten Hausmittel. Gut, ein Zwiebelsäckchen für die Ohren ist schnell gefüllt, eine Kochsalzlösung zum Spülen leicht angerührt. Das eigentliche Ärgernis ist der unumstößliche Glaube an die wundersame Macht der Hühnersuppe. Erst taut so ein Suppenhuhn ewig auf, dann muss man es stundenlang kochen, um es anschließend mit chirurgischer Präzision zu zerlegen. Das bindet viel Zeit und mentale Energien. Die Hühnersuppe ist der ultimative Liebesbeweis einer berufstätigen Frau für ihren Mann. Kein Kraut ist dagegen gewachsen. Das Suppeninstitut in Bonn verweist auf Suppe als „Grundsubstanz für das attraktive Bild von Gemeinschaft und Versorgung, auf ein „Ur-Medium kollektiver Selbstwahrnehmung“ und widmet dem Suppenhuhn einen eigenen Eintrag. Welche Frau würde es wagen, das ihrem kranken Mann zu verweigern?

Spätestens wenn die Schwiegermutter davon erfährt, ist sie geliefert. Doch jetzt lassen uns Mediziner der Universitätskliniken in Tübingen und Freiburg wissen, dass die Wirksamkeit solcher Hausmittel, allen voran der Hühnersuppe, wissenschaftlich so gut wie nicht untersucht worden ist. Auch der Verband Forschender Arzneimittelhersteller muss einräumen, kein einschlägiges Projekt zu kennen. Die Macht der Hühnersuppe ist nicht mehr als Esoterik. Das müssen wir uns merken.