Elena Rauch über männliche Reflexe beim Frühjahrsputz.

Noch ist es nicht so weit. Noch darf der Staub des Winters unbehelligt unterm Sofa schlummern, die letzten vergessenen Weihnachtsbaumnadeln in geheimen Ecken überwintern. Doch spätestens wenn sich die ersten Schneeglöckchen zeigen, werden die Putzmittelhersteller mit den neuesten Dufttrends der Saison zum beliebtesten Volkssport der Nation rüsten: Dem sogenannten Frühjahrsputz.

Man kann sich nicht früh genug mental darauf einstellen. Bekanntlich führt das Projekt zu verlässlichen Auseinandersetzungen. Über die Deutungshoheit des Wortes „sauber“ im Detail und über Anteilsfragen im Allgemeinen. Freude kommt vor allem dann auf, wenn der Mann vor einer angedrohten Großaktion verkündet, er fahre jetzt erst einmal zur Tankstelle, das Auto putzen. Dann weiß jede Frau, dass sie in den nächsten Stunden den Haushalt ganz für sich allein hat. Die männliche Flucht in die Waschanlage ist inzwischen auch statistisch belastbar: Laut einer Umfrage reinigt ein Drittel aller Männer lieber ihr Auto, als die Wohnung. Jeder Zweite bringt seinen Wagen mindestens einmal im Monat in die Waschanlage, Frauen höchstens einmal im Vierteljahr.

Das hat natürlich mit der mystischen Verbindung zwischen einem Mann und seinem Auto zu tun. Eine Frau, die das natürlich niemals in dieser Tiefe begreifen kann, vermutet Drückebergerei und beginnt eine Grundsatzdebatte. Aber, wie uns die Studie ebenfalls mitteilt, sie tut dem Mann dabei Unrecht. Fast jeder Fünfte bekennt, beim Putzen des Autos tiefe Entspannung und Stolz zu empfinden. Einer Frau, der das seelische Gleichgewicht und das gesunde Selbstbild ihres Mannes am Herzen liegt, bleibt gar nichts anderes übrig, als ihn unbehelligt in die Waschstraße ziehen zu lassen. Es sei denn, sie überdenkt ihr eigenes Verhältnis zum Auto. Dann kann sie ihn wenigstens mit seinen eigenen Waffen schlagen.