Elena Rauch über nichtkochende Männer.

Mehr als 20 Prozent der Befragten gaben in einer Erhebung an, seit der Corona-Krise öfter gemeinsam am Herd zu stehen. Ob das gut ist, werden wir noch sehen. Bekanntlich verlangt kein Vorgang im Haushalt so klare Hierarchien wie das Kochen. Seit immer mehr Männer das Kochen als Medium ihrer Selbstinszenierung entdecken, ist einiges durcheinandergeraten.

Es gibt Männer, die fabrizieren einmal im Monat mit großem Brimborium ein gratiniertes Steak vom japanischen Kobe-Rind an sphärischem Zucchinikaviar und erwarten stehenden Applaus. Andere Männer können bis heute eine Zucchini nicht von einer Gurke unterschieden.

Da erzielt man als Frau mit wenig Aufwand großen Effekt, ich kann damit leben. Mental schwierig wird es, wenn ein Mann zwar nicht kocht, aber trotzdem mitredet. Zum Beispiel wenn man gerade dabei ist, die Folgen eines tollkühnen Brotbackprojekts zu bewältigen. Statt schweigend die Anweisungen zu befolgen, machte er intelligente Anmerkungen. Ein Teig, dozierte er, benötige Mengenproportionen. Woher dieses Insiderwissen so plötzlich kommt, ist mir schleierhaft. Ähnliche Kommentare bei Tische häufen sich.

Wir alle machen in diesen Wochen irritierende Erfahrungen. Liegt es an der Flut von Kochvideos in den sozialen Netzwerken? Treibt die Angst vor Kontrollverlust in unsicheren Zeiten? Für einen Mann, der bei seiner Nahrungsversorgung komplett von seiner Frau abhängt, finde es das ziemlich gewagt. Sofern er sich künftig nicht ausschließlich aus der Mikrowelle ernähren will. Aber womöglich ist sie ja auch die Erklärung. Seit er die Erfahrung macht, dass man für die Herstellung einer gemeinen deutschen Linsensuppe lediglich eine Gabel zum Perforieren des Deckels und vier Minuten Wartezeit benötigt, sinkt am Kochhimmel mein Stern. Männer können sehr undankbar sein.