Elena Rauch fürchtet sich vor ihrem Ruf.

Es gibt einen Ruf, der so übel ist, dass man ihn gar nicht mehr ruinieren kann: Der Ruf der Schwiegermutter. Der Giftzahn, der Drache, das Schwiegermonster. Nicht einmal die Botaniker sind fair, ich sage nur: Echinocactus grusonii, der sogenannte Schwiegermuttersessel. Der Kaktus ist vom Aussterben bedroht, es geschieht ihm Recht. Das Netz ist voller Ratschläge, wie man die lästige familiäre Beigabe auf Abstand hält, weil sie angeblich überall ihren Senf dazugeben muss, von Kontrollzwang besessen, unfair und bösartig. Ich kenne solche Erfahrungen nicht, aber vielleicht stimmt was nicht mit mir. Es gibt eine deutschlandweite Selbsthilfegruppe. Psychologen sprechen von Pentheraphobie, wenn das Nahen der Schwiegermutter Panikattacken auslöst.

Hat eigentlich mal jemand gefragt, wie es Betroffenen damit geht? Heute noch eine ganz normale Frau und morgen Schwiegermutter. Verunsichert und eingeschüchtert vom Ruf, der ihr vorauseilt, fragt sie sich, wie oft sie noch anrufen darf. Ist zweimal am Tag schon Stalking? Ein sonntäglicher Marmorkuchen eine Sprengladung? Wo bleibt der Ratgeber für Schwiegermütter, die es wirklich, wirklich nur gut meinen? Die nur klitzekleine Hinweise geben wollen?

Ich schreibe das, weil ich mich in diesen Status begebe, während Sie das hier lesen müssen. Wünschen Sie mir Glück.