Elena Rauch über eine Lücke in der Küche.

Als einer der Erfinder der Work-Life-Balance gilt der Gründer von Opus Dei. Alles mit Freuden tun, auch wenn es schwer fällt: Das Lebenscredo des heiligen Josefmaria Escriva soll der Schlüssel zur eigenen Mitte sein.

Dass die Botschaft vor allem bei Männern ankommt, zeigt uns eine Umfrage des Forsa-Instituts: Nur jeder Zehnte fühlt sich von Hausarbeit gestresst. Sehr böse Zungen könnten sagen: Was man ignoriert, kann auch nicht stressen. Aber wir wollen keine Gräben aufreißen.

Zumal es Lichtblicke gibt, bei denen der Geschirrspüler eine entscheidende Rolle spielt. An keinem anderen Haushaltsgerät herrscht laut Forsa so viel Gendergleichheit. In unserer kleinen WG zum Beispiel hat er diese Aufgabe übernommen. Manchmal, wenn ich das Haus verlasse, stelle ich mir vor wie er durch die Wohnung läuft, meditierend Gläser zusammensucht, die Elektronik bedient und dabei seine seelische Balance findet. Vielleicht hat er das Ding inzwischen mit Siri vernetzt, vielleicht ist er heimliches Mitglied bei Opus Dei. Jedenfalls wirkt es.

Aber seit einigen Tagen klafft in unserer Küche eine schmerzhafte Lücke, der Monteur hat den Apparat mitgenommen. Seitdem spült er per Hand und ich mache mir Sorgen um seine innere Mitte. Die Augenschatten werden tiefer, die Stimmung sinkt. Vor drei Tagen suchte er die Bedienungsanleitung des Geräts, das muss der Phantomschmerz sein. Unklar was wird, wenn die Werkstatt noch länger braucht. Heiliger Josefmaria hilf!