Elena Rauch wurde Opfer von Fake-News.

Wenn eine Frau im Supermarkt fünf Bund Stangensellerie auf das Kassenband packt, kann einem Mann schon mal schwindlig werden. Bekanntlich fürchten Männer unangekündigte Ernährungsoffensiven ihrer Frauen noch mehr als Vorsorgeuntersuchungen. Und Frauen neigen dazu, ihre Männer dabei in Mithaftung zu nehmen. Weil wir es gut mit ihnen meinen. Aber statt dankbar zu sein, stochern sie im super gesunden Vollkorn-Mangold-Auflauf und träumen von einer zehnfach gewickelten Thüringer Roulade.

Was ich mit dem Grünzeug vorhabe, fragte er. Unsere Körper entgiften, erkläre ich. Woher ich diesen Quatsch habe. Aus dem Internet, gab ich zu. Es ist tückisch. Man will nur mal kurz schauen, was es Neues in der Facebook-Gruppe xy gibt, und eine Minute später sieht man sich ein Video über die Herstellung von Mixturen an, die den Körper in Nullkommanichts entschlacken und verjüngen. Gefühlt sind es seit einigen Wochen wahre Fluten. Angeblich hat jeder fünfte im Homeoffice schon zugenommen. Vielleicht liegt es daran. Oder an der vielen Zeit, die man zu Hause verbringt. Jedenfalls schien mir die wundersame Wirkung von pürierten Selleriestangen durchaus plausibel. Das Homeoffice hat mich weichgekocht. Die Selleriestangen nicht, die müssen roh bleiben. Bislang hat er alle Küchenexperimente mit getragen. Einem Mann, dessen kulinarische Selbstbestimmung beim Spiegelei aufhört, bleibt auch nichts anderes übrig. Beim Entgiftungsprojekt blieb er eisern. Ich schwächle nach dem dritten Tag. Keine Wirkung, nirgends, mit der Konsistenz stimmt auch etwas nicht. Vielleicht ist es ein Fall von Fake-News. Wenn ich unwissentlich zur Verbreitung beigetragen habe, bitte ich um Entschuldigung. Das Internet ist schuld, dass ich jetzt einen Kühlschrank voller Selleriestangen habe.