Elena Rauch über das ausgebremste Fest.

Eigentlich wäre es jetzt anders. Die komplizierte Weihnachtslogistik einer Familie mit hohem Patchworkanteil zum Beispiel, die Suche nach dem Zeitfenster, an dem wirklich alle wenigstens einmal zusammen am Tisch sitzen, würde auf ihrem Höhepunkt köcheln. Eine Berechnung mit vielen Variablen: die Zahl der Haushalte, die zu absolvierenden Besuche unter besonderer Berücksichtigung des Vorjahres, geteilt durch die Quersumme der zur Verfügung stehenden Mahlzeiten... und am Ende die Einsicht, dass es wieder mal nicht gerecht aufgehen wird.

Der Lockdown-Modus in diesem Jahr macht es nicht einfacher, im Gegenteil. Die äußeren Regeln sind das eine, ihre Anwendung das eigentlich verzwickte. Wie steht es um das Hygienekonzept unterm Weihnachtsbaum? Macht man sich etwas vor, wenn man den Familienkreis unterm Baum beschränkt, die Personen aber an drei Tagen jeweils andere sind? Sollte man überhaupt tun, was gerade so geht? Eigentlich kann man sich diese Frage selbst beantworten, man hat ja inzwischen genug über Infektionswege und Aerosole und dergleichen gelesen. Aber das hätte eine Konsequenz, die man eigentlich nicht ziehen will.

Und so sitzen wir seit einigen Tagen und wägen ab, verwerfen, beruhigen uns, haben ein schlechtes Gewissen dabei und kommen zu keiner rechten Entscheidung. Man will es mit Humor nehmen, aber auch das gelingt gerade nur eingeschränkt. Das dämpft die Weihnachtsstimmung. Am Ende ist jede Regel nur eine Äußerlichkeit, die wirkliche Entscheidung müssen wir allein mit uns ausmachen. Immerhin gibt es dieses Jahr einen wirklich großen Weihnachtsbaum, statt des Kümmerlings im Topf. Schließlich werden wir so viel Zeit zu Hause verbringen wie noch nie an Weihnachten, da lohnt sich der Aufbau einer kapitalen Nordmanntanne. Wenigstens etwas.

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