Elena Rauch im Konzentrationsversuch.

In Zeiten wie diesen, in denen Paare auf sich selbst zurückgeworfen sind, schlägt die Stunde der Streaming-Dienste. Doch die Herausforderung beginnt schon mit der Auswahl des Programms.

Düstere Fantasy-Filme, in denen gefährliche Viren und andere Außerirdische vorkommen, verbieten sich von selbst, man will ja die Nerven behalten. Man könnte sich noch einmal „Homeland“ anschauen, das hält wenigstens das Niveau des Abends, andererseits weckt alles was irgendwie mit „Home“ zu tun hat derzeit problematische Assoziationen.

Etwas Lustiges wäre gut, aber Männer und Frauen haben bekanntlich unterschiedliche Auffassungen von Humor. Überhaupt ist für ein Paar auf der Couch die Suche nach einem Kompromiss ein sensibler Vorgang. Wenn man sich dann endlich geeinigt hat, lauert weiteres Ungemach. Bei uns zum Beispiel stehen gerade die Erlebnisse der Außenministerin einer gewissen Großmacht auf dem Programm, die stündlich Weltkonflikte lösen muss. Etwas Spionage, die Kunst der Intrige, ein bisschen Familienzoff - für jeden ist etwas dabei. Nur fällt es einem Mann schwer zu schweigen, wenn er etwas weiß, von dem er annimmt, dass es die Frau nicht weiß.

Komplexe Zusammenhänge in der Nahostpolitik, die Funktion eines Stabschefs, Regiefehler, die Wirkungsweise eines U-Boot-Torpedos, Mutmaßungen über Gegenspieler, mögliche Lösungsansätze... Kaum hat man sich in die Handlung vertieft, muss man sich entscheiden, wem man zuhört: Dem Ehemann oder der Außenministerin. Multitasking wird überschätzt, wie soll man sich da noch konzentrieren. Feministinnen haben für solche akuten Erkläranfälle den fiesen Begriff „Mansplaining“ erfunden. So weit will ich nicht gehen, wir müssen jetzt alle zusammenhalten. Man könnte natürlich auch ein Buch lesen. Endlich mal den ganzen „Ulysses“ oder „Krieg und Frieden“. Aber dann würde man ja gar nicht mehr miteinander reden. Eigentlich bleibt nur ein einziger sinnvoller Ausweg: Loriot in Dauerschleife.