Elena Rauch über eine Belastungsprobe.

Viele Paare durchleben in diesen Tagen verwirrende Beziehungserfahrungen, die unter dem Begriff „Homeoffice“ zusammengefasst werden. Normalerweise ist alles klar geregelt. Man geht aus dem Haus, sagt Tschüss und bewegt sich in den nächsten Stunden in verschiedenen Universen.

Das hat den Vorteil, dass sich in dieser Zeit gewissermaßen auf natürlichem Weg regeneriert, was Paarberater mit Beziehungskitt meinen: Sehnsucht nach Sweet Home, Neugier auf den Mitbewohner und ausreichend Gesprächsstoff. „Schatz, wie war dein Tag?“: Der rituelle Satz, der die abendliche Kommunikation einleitet, verliert durch das Homeoffice komplett seinen Sinn. Daran ändert auch eine geschlossene Tür nichts. Man begegnet sich an der Kaffeemaschine oder am Drucker, hört unfreiwillig Telefonate mit, sofern man nicht gleich aus Versehen ans fremde Handy geht, Spuren in der Küche verraten die Zusammensetzung der Pausenversorgung. Kein Geheimnis mehr, nirgends. Was bitte soll man sich am Abend noch erzählen?

Ein weiteres kritisches Element ist das Homeoffice-Outfit. Viele Paare sehen sich tagelang nur noch in Jogginghosen und Socken aus naturbelassener Schurwolle, dabei warnt jeder Beziehungsratgeber vor den fatalen Folgen, wenn Partner sich gehen lassen.

Es soll auch Männer geben, die enttäuscht sind, dass ihre Frau nicht die Disziplin aufbringt, das bisschen Haushalt nebenbei zu erledigen, wenn sie schon den ganzen Tag zu Hause herumsitzt.

Gern bedienen sie sich dabei nonverbaler Signale lautem Klappern, wenn sie mal den Geschirrspüler ausräumen, weil keine saubere Kaffeetasse mehr auffindbar ist. Oder der traurige Blick in den leeren Kühlschrank, weil der schnelle Gang in den Supermarkt, den eine Frau nach Büroschluss einlegt, nun entfällt. Bei uns zum Beispiel herrscht chronischer Brotmangel, seit ich zu Hause arbeite. Homeoffice ist wirklich nichts für Schwache.