Elena Rauch über den Sommerurlaub.

Dieser Sommerurlaub wird anders sein, das wissen wir. Aber allen, die jetzt fernen Ufern nachtrauern, sei gesagt: Ferien in vertrauter Nähe haben für ein Paar auch etwas Gutes. Denn aus Umfragen ist bekannt, dass die Vorstellungen von Urlaub zwischen Männern und Frauen so weit auseinander liegen können, wie Thüringen und Bora-Bora. Frauen mögen südliche Küche, Männer stehen mehr auf vertraute Hausmannskost. Während Frauen das Bildungsabenteuer und Begegnungen mit lokalem Brauchtum suchen, wollen Männer lieber ihre Ruhe. Da ist es folgerichtig, dass es mehr Männer sind, die ihr Urlaubsglück am liebsten in Deutschland suchen.

Statistiker fanden heraus, dass die meisten Scheidungen nicht nach dem Zoff unterm Weihnachtsbaum eingereicht werden, sondern nach dem Sommer. Das muss Gründe haben, so viel Selbstkritik muss sein. Unsere liebsten Urlaubsorte sind voller Männer, die von ihren Frauen gnadenlos aus den klimatisierten Hotelzimmer vertrieben und auf exotischen Märkten genötigt werden, in einer fremden Sprache nach Landessitte Verkaufsverhandlungen zu führen. Die in Gluthitze über antiker Trümmerfelder getrieben werden und dabei drei kulturell wertvolle Reiseführer im Rucksack schleppen müssen. Frauen, die ihre Männer zur Verköstigung schleimiger Meeresschnecken zwingen, während die von Rindsroulade träumen. Und zu allem Übel müssen sie am Abend mit ansehen, wie ihre Frauen rotweinselig den schwarzhaarigen Flamencogitarristen auf der Hotelbühne anhimmeln. Das bleibt uns auf dem Rennsteig erspart.

Für Frauen, die das vermissen, gibt es wenigstens einen Trost. Je näher der Urlaubsort liegt, desto schneller kann eine Frau allein nach Hause finden, wenn sie von ihrem Mann an einer Tankstelle vergessen wird.