Elena Rauch weiss, warum das Internet erfunden wurde.

Von Dante haben wir eine recht gute Vorstellung davon, wie im Mittelalter der Vorhof zur Hölle beschaffen war. Würde heute ein Mann diese Destination beschreiben, könnte es etwa so ausfallen: Ein Vorhang, dahinter ein enger Raum, grelles Licht, Schmach, Pein und Zeit, die nie vergeht. Ein dunkler Schlund, in den die Frau ihn stößt, nur weil sie meint, er braucht etwas Neues zum Anziehen. Dort steht er dann halb nackt in Socken, seiner Selbstbestimmung beraubt, während sie draußen in aller Ruhe die Garderobenständer inspiziert auf der Suche nach einer Hose die vielleicht passen könnte. Noch schlimmer wird es, wenn sie zur fachlichen Begutachtung das Verkaufspersonal heranzieht. Wildfremde Hände zupfen am Hosenbein, ziehen am Bund, während laut das Verhältnis zwischen Konfektion und Figur erörtert wird: Die Hosenbeine kann man kürzen, aber um den Bauch wird es eng, da brauchen wir was Größeres. Die Frau verschwindet, um die fünfte Hose zu holen, während er verzweifelt sein Spiegelbild mustert das ihm zuruft: Weg von hier! Aber das kann er nicht, die Frau hat ja auch seine alte Hose mitgenommen, sie liebt kein Risiko.

Jetzt lässt uns ein sog. E-Commerce-Unternehmen wissen, dass immer mehr Männer ihre Garderobe im Internet bestellen. Sie werten es als Zeichen für erwachendes Modebewusstsein, was natürlich Unsinn ist. Das Internet kennt keine Anprobekabine. Sie kommen wieder einmal davon.