Elena Rauch freut sich über eine Ausstellung.

In Stuttgart hat unlängst der ansässige Kunstverein eine Ausstellung eröffnet, die Schlaf als Akt des Widerstandes thematisiert. Als Angehörige einer Minderheit kann ich nur sagen: Es wird Zeit. Nach statistischen Erhebungen ist jeder Vierte in diesem Land ein sogenannter Morgenmuffel, betroffen sind vor allem Frauen. Der Morgen bricht über einen herein, man ist ihm wehrlos ausgeliefert, wankt aus dem Bett, versucht sich in der Wohnung zu orientieren, kann nicht denken, nicht sprechen und statt vollkommener Stille, die man jetzt braucht, sitzt da der Mitbewohner. Frisch geduscht beim Kaffee, raschelt mit der Tagespresse, provoziert mit seiner guten Laune, nötigt zum Sprechen und verweist nebenbei auf die Möglichkeit, am Abend eher zu Bett zu gehen.

Was völlig sinnlos ist, die Wissenschaft hat längst bewiesen, dass es an Per3 liegt, einem Gen das beim Morgenmuffel zu kurz geraten ist. Erst gestern hat der Chronobiologe Prof. R. in dieser Zeitung gefordert, man soll zur Arbeit kommen dürfen, nachdem man ohne Wecker aufgewachst ist. „Weckt sie nicht, bis sie sich regt“, rieten schon die Puhdys. Doch da geht es dem Morgenmuffel wie dem Weltklima. Die Wissenschaft wird von der Mehrheit ignoriert.

Einmal im Jahr, also morgen, bekommen die Betroffenen eine Ahnung, wie schön der Morgen sein könnte. Aber das Glück ist flüchtig und Zeit relativ. Für den Morgenmuffel ist die geschenkte Stunde spätestens am Montagmorgen wieder weg.