Elena Rauch sucht Positives am Lockdown.

Von Familie Hoppenstedt wissen wir zwar, dass Weihnachten auch in kleiner Runde durchaus eine explosive Kraft entfalten kann. Ansonsten dürfte es in diesem Jahr besinnlicher werden, als uns lieb ist. Aber es ist nicht alles schlecht, schließlich fühlt sich diese Kolumne einer optimistischen Grundhaltung verpflichtet. Man muss nur die richtige Perspektive dazu finden.

Denn mal ehrlich, bei all dem Vorbereitungsdruck, der Was-schenken-wir-wem-Frage, der Menüfolge, der Sitzordnung, erleben viele Frauen Weihnachten eher in der Planungsphase, also im Vorgriff. Der aktive männliche Beitrag zum Fest erschöpft sich in vielen Familien in der Verantwortung für die Beschaffung des Weihnachtsbaumes. Für den Rest sind wir zuständig. Die meisten Frauen aber erleben Weihnachten vor allem im Rückblick. Wenn das letzte Geschenk verteilt, die Reste von der Gans vertuppert und eingefroren, die letzte Runde des Besuchsmarathons geschafft ist. Erst dann kann eine Frau gewöhnlich tun, was im Epizentrum des weihnachtlichen Geschehens nicht möglich ist: durchatmen, in die Kerzen schauen, einfach nur sitzen.

Nur für kurze Zeit, es naht der Januar und damit die Zeit, in der eine Frau beginnen muss, das Chaos der unerledigten Dinge aufzuarbeiten, das der Dezember gewöhnlich hinterlässt. Vieles davon findet in diesem Jahr nicht statt. Keine Weihnachtsdramaturgie, die es für die Großfamilie zu organisieren gilt. Keine Besucher, die kurz vor dem Festessen die Küche entern, um die unabgesprochen mitgebrachten Kleinigkeiten in Herd, Kühlschrank oder Mikrowelle zu verteilen.

Na gut, irgendwie wird das Durcheinander fehlen. Andererseits bietet die erzwungene Ruhe in diesem Jahr immerhin vielen Frauen die seltene Chance, Weihnachten in Echtzeit zu erleben. Eine völlig neue Erfahrung. Darauf einen Glühwein.