Ingo Glase über ein Familiengericht.

Eisbein hat es unserer Familie angetan. Nicht nur, weil wir leicht frieren und dann Eisbeine haben, sondern weil es so gut schmeckt. Was man uns, denke ich doch, nicht unbedingt ansieht. Was auch daran liegt, dass das Fleisch unter der schützenden Schwarte mager und zart ist, vorausgesetzt, es durfte lange genug köcheln. Aber eigentlich isst man Eisbein eben der fetten Schwarte wegen, mit Senf, Salzkartoffeln oder frischem Brot – ein Gedicht. Nicht nur in Berlin, der Hauptstadt auch des Eisbeins, muss der gekochte Schweineschenkel (gegrillt heißt er Haxe) immer gegessen werden. Vor etwa 40 Jahren fuhr die Familie durch Polen. Am ersten Abend gab es in einer Gaststätte Eisbein – welches prompt großzügig bestellt wurde, aber den Kostenrahmen sprengte: Schon am ersten Abend der mehrtägigen Fahrt war das zugeteilte Geld alle... Doch die Geschichten gehen weiter: Meine Schwester bestellte sich mal „Erbsensuppe mit Eisbein“. Doch statt des erwarteten Eintopfs mit etwas Fleisch kam etwas Erbsensuppe – mit einem kompletten Eisbein in der Mitte. Doch die meisten machen es wohl so: Erbsen über Nacht einweichen und am nächsten Tag mit Eisbein und Majoran eine gute Stunde kochen lassen – wichtig ist immer, dass das Fleisch wie von selbst vom Knochen fällt. Möhren- und Selleriewürfel sowie Porree-Ringe dazugeben, gut würzen und eine halbe Stunde weiterkochen. Bissfest gekochte Kartoffelwürfel dazugeben, Fleisch klein schneiden und als Eintopf servieren. Wer will, kann die Erbsen weglassen – und das Eisbein entbeinen und füllen, etwa mit einer angebratenen Mischung aus Leberwurst, Zwiebeln und Majoran. Erst Suppengemüse und Tomatenmark, dann das Eisbein anbraten und im Ofen in Brühe oder Malzbier schmoren. Wird es dann noch gegrillt, wird es eine Haxe. Schmeckt aber auch, wenn man Eisbeine hat.