Ingo Glase über eine Puderzuckerwelt.

Froschkönig und Frikassee, Rotkäppchen und Rotkraut, König Drosselbart und Kartoffelpuffer – wie zauberhafte Märchen werden auch Familienrezepte von Generation zu Generation weitergegeben.

Kein Wunder, schließlich wird auch in den Geschichten von klugen Königstöchtern und listigen Bauernsöhnen, Hexen und Zauberern meist ordentlich aufgetischt. Und im Gegenzug schmecken die Klöße von Oma oder der Kuchen von der Tante märchenhaft.

Aus dieser Melange entstand ein wunderschönes Märchen-Backbuch, denn Märchen erzählen ist ein bisschen wie backen: Es ist spannend, es passieren unvorhergesehene Dinge, und man fiebert aufgeregt dem Ende entgegen. Meistens geht es ja auch gut aus. Fünf Märchen der Gebrüder Grimm dienen als Roter Faden. Hinter dem Klassiker Schneeweißchen & Rosenrot versammeln sich 13 klassische Rezepte, etwa für Spekulatiustörtchen, Sachertorte und Gugelhupf, allesamt ein wenig der Zeit angepasst, so wie sich auch Märchen oft im Lauf der Zeit verändert haben.

Die Geschichte von Hänsel und Gretel steht natürlich für Knuspriges aus dem Ofen, etwa Linzer Tartelettes, Nusskuchen oder Blätterteig-Törtchen, die liebe Frau Holle dagegen für Puderzucker und Schokolade. Bei Pfannkuchen-Torte und Lava-Küchlein wäre sogar die Pechmarie etwas netter geworden.

Das Sterntaler-Mädchen bekommt diesmal keine Goldstücke, sondern himmlisches Gebäck wie Engelsaugen, Kokostorte oder Pfirsich-Rosen-Creme. Fein und zierlich wie die Prinzessin auf der Erbse kommen Windbeutel und Tiramisu-Torte, zarte Schokoladenblätter und Zimt-Taler daher. Das reicht für viele weitere Märchen.

„Das Märchen-Backbuch“, Hölker Verlag, 207 Seiten, 30 Euro