Ingo Glase über kulinarische Urlaubstraditionen.

Urlaub im Norden hat so seine Traditionen. Die Bummelrunde am Hafen, die Wanderung am Strand, das Sitzen am Wasser – und der Seehecht vom Fischkiosk mitten im Dorf. Die Auswahl ist nicht besonders groß, aber was es gibt, ist frisch und lecker. Angeblich gibt es dort sogar etwas zu essen, doch das haben wir noch nie probieren dürfen, aus irgendwelchen Gründen ist der Imbiss entweder zu oder nur für Hausgäste geöffnet.

Das ist aber nicht weiter schlimm, denn zum einen ist in einem kleinen Dorf jedes Feriendomizil schnell erreicht und zum anderen Fisch schnell gemacht, zumal es auch hausgemachten Kartoffelsalat gibt, der seinesgleichen sucht, obwohl er ganz einfach zubereitet wurde. Im Prinzip nur aus Kartoffeln, ohne jeden Schnickschnack, aber vielleicht liegt der Pfiff ja genau darin. Und vielleicht passt der Seehecht genau deswegen so gut dazu, denn auch er schmeckt am besten pur. Nur kurz in Mehl gewälzt, abgeschüttelt und kurz gebraten, damit das schneeweiße Fleisch noch leicht glasig ist. Die kräftigen Y-Gräten lassen sich beim Servieren mühelos aus dem Filet ziehen – dann kann fleißig gespachtelt werden.

Seehecht schmeckt nach Meer, kein Wunder, schließlich macht der Räuber Jagd auf Artgenossen wie Hering, Makrele und Sprotte. Dabei ist der Geschmack nicht so kräftig wie etwa beim Wels, sondern eher dezent, Brise statt Sturm sozusagen. Und sogar gesund, denn im Seehecht verstecken sich neben vielen Vitaminen und Kalzium auch reichlich Phosphor, gut für stabile Knochen und gesunde Zähnen – ergibt Sinn bei einem pfeilschnellen Raubfisch.

Aber Seehecht geht auch mit Biersoße, auf Wurzelgemüse oder mit Tomaten, Knoblauch, Olivenöl und Sherry auf andalusische Art. Auch eine schöne Tradition. Die passt aber besser in den Süden.